nach einer abwechslungsreichen Tour mit Stopps in Turkheim im Elsass, Marktbreit in Bayern, Nottuln im Münsterland (unsere alte Heimat), Schleswig in Schleswig-Holstein, Landskrona bei Malmö (in Schweden) haben wir unsere Freunde wohlbehalten in Söderköping abgesetzt.
Über die Öresundbrücke nach Schweden
Nach einem gemütlichen Abschiedsabendessen bei Ewa und Anders in ihrem neuen, alten Zuhause sind wir von jetzt an zu zweit unterwegs. Zusammen hatten wir eine gute Zeit und werden uns im Mai nächsten Jahres in Macon wiedersehen, um die restliche Strecke binnen zur Ostsee zu schippern.
Uns zieht es nach Stockholm mit dem Vasa-Museum und, und….Mittendrin gibt’s den kleinen „Tantolunden Husbilscampingplatz“, der eigentlich immer ausgebucht ist. Auf unsere Anfrage im Internet wird uns überraschend nur eine Woche Wartezeit angezeigt, bis ein Platz frei wird, das ist akzeptabel. Wir buchen daher 5 Tage für Ende Oktober. (Gesamtpreis:136 € inkl. Strom, Sanitär und Müllentsorgung!!!)
Bis dahin erkunden wir Schweden auf gut Glück und stellen schnell fest: hier ist so einiges anders als bei uns in D. Schon bei der Anreise auf den mautfreien Autobahnen fahren wir gefühlt fast allein durch unendlich viel Wald.
Der Verkehr fließt gemächlich; wir werden, obwohl wir mit dem Womo mit 80 km/h schleichen, so gut wie nie überholt. Die Autobahn ist maximal zweispurig, oft auf längeren Abschnitten und selbst kurz vor Stockholm nur einspurig in beiden Richtungen! Ab und zu wird auf Warntafeln vor „Elchwechsel“ gewarnt. Unsere Freunde weisen mit Nachdruck darauf hin, weil selbst schon erlebt. Schweden ist mehr als doppelt so groß wie D, hat aber nur ca. 10 Mill Einwohner und die leben überwiegend in Stockholm oder Göteborg. Dazwischen ist unendlich viel Natur, Wälder, Seen, Dörfer und Kleinstädte.
Bullerbü gibt es noch! Die Dimensionen muss man erst einmal verinnerlichen. Selbst wenn man wie wir von D nach Stockholm fährt, ist man dort quasi noch immer in Südschweden. Jede Stadt ist von Wald umgeben, auch die Großstadt Stockholm. Dagegen scheint jeder Ort in D. wie ein Krebsgeschwür in die nächste Stadt zu wuchern, alles ist zugebaut und fast jede Freifläche versiegelt. Für die kleinen Etappen bis Stockholm brauchen wir natürlich Plätze zum Übernachten. Die suchen wir mit Hilfe einschlägiger Apps wie „Promobil-Stellplatz“ und ASCII oder bei Tante Google, die meisten sind ganzjährig geöffnet und ebenso komfortabel wie normale Campingplätze, doch die schließen hier ja schon zum Saisonende Mitte September!!
In Stegeborg, Älta und Norrtälje fahren wir diese für jeweils ein paar Tage an und sind überrascht, dass uns Schweden in Sachen Digitalisierung weit, weit voraus ist. Alle auch noch so kleinen Plätze haben eine gut funktionierende Homepage, mit „Boka“ (Buchen) in mehreren Sprachen kann man die Anmeldeprozedur problemlos abwickeln, bezahlt wird im Voraus per Kreditkarte. Das trifft in allen Fällen zu, auch in abgelegenen Gegenden, wo man nicht unbedingt guten Handyempfang erwartet.
Umgehend kommt per SMS „Tack for din betalning“ und „Kod för Toa“ (Tür-Code) per Email, damit wird die Schranke geöffnet, die zum Stellplatz gehörende Steckdose mit 16 Ampere Strom und der Zugang zu sauberen und gepflegten Sanitäranlagen freigeschaltet. Alles klappt problemlos, Personal haben wir nie gesehen. Bei unserem Stellplatz in Norrtälje, dieses Mal ein Campingplatz, ist die Rezeption nicht besetzt, die Schranke geschlossen und die Volldigitalisierung noch nicht umgesetzt. Jedoch ist im Aushang eine Handynummer angegeben, der Betreiber meldet sich sofort und teilt mit, heute wohl nicht mehr zu kommen. Er teilt uns eine Zahlenfolge mit, mit deren Hilfe sich eine Art Briefkastenfach öffnen lässt, hier liegt ein Stapel Codekarten zum Öffnen der Schranke und der Sanitärgebäude, wir mögen uns bedienen. Anmelden könnten wir uns auch morgen oder übermorgen, wenn das Büro wieder besetzt wäre. Vertrauen gegen Vertrauen ist auch eine Geschäftsgrundlage. Echt nette und relaxte Menschen hier.
All unsere Stellplätze liegen in der Natur, besonders schön – an kleinen Yachthäfen, wir können einfach nicht ohne! Die Ostsee ist überall, denn Schwedens Ostküste ist von Fjorden durchzogen, manche schneiden 20 km tief ins Land – mit den vielen Inseln und Felsengruppen heißt das dann Schären. Wasserflächen an traumhaften Buchten nur von Vögeln besiedelt, Wald, Wald und nochmals Wald, schon nach kurzer Zeit sind wir beim Spazierengehen mutterseelenallein.
Wir finden Blaubeeren und Pilze satt, obwohl die Hochsaison der Waldpilze schon überschritten ist. Eine leckere Mahlzeit ist schnell gesammelt. Erst jetzt stellen wir fest, wie sehr wir den Herbst als Jahreszeit vermisst haben. In den letzten Jahre hatten wir Palmen und die sind monoton immergrün. Nun diese unendliche Farbenpracht der sich verfärbenden Blätter, ein „Indian Summer“ wie er schöner nicht sein kann, dieser erdige Geruch und dann diese Stille, das muss mit dem Begriff „Sound of Silence“ gemeint sein. Einen kleinen Wermutstropfen gibts dabei: die Skipperin friert, dabei hat es nur an einem Tag mal ein bisschen Raureif gegeben. Man kann eben nicht alles haben.