Auf der Rhone 1

Von Port-St-Louis nach Avignon: Am Samstag ist der Wind ist nur noch ein laues Lüftchen, wir machen die Leinen los. Um 8.45 Uhr geht das Tor der Schleuse 1 „Écluse de Port-St-Louis“ auf, die Leinen sind vorbereitet, die Fender hängen dicht an dicht an der Bordwand, die Bootshaken liegen bereit, die Schwimmwesten sind angelegt. Das Signallicht ist grün. In vielen Tagen davor haben wir das Procedere beobachtet, ab und zu ist ein „Dicker“ geschleust worden, also eigentlich nix los. Ausgerechnet heute Morgen müssen wir das Schleusen von drei Frachtschiffen abwarten und uns immer wieder hinten anstellen. Wir üben…Geduld. Schließlich ist Columbia dran und drin, zusammen mit einem dicken Frachtschiff und einem kleinen Motorboot. Diese Schleuse hat kaum Hub, trennt nur die Rhone vom Meer.

Für uns gerade richtig zum Üben der Abläufe, unser neuer Jungmatrose Hannes lernt schnell. Dann geht’s raus auf die Rhone, ein mächtiger Fluss, behäbig fließt er dahin, mit 1,5 kn Gegenstrom bremst er unsere Fahrt.

Die Ufer sind mit dichtem Buschwerk gesäumt. Stunde um Stunde fahren wir allein und kommen uns vor wie auf dem Amazonas. Die erste größere Stadt ist Arles, die Rhone ist in ein steinernes Bett gezwängt, Anleger gibt es nur für Flusskreuzfahrtschiffe.

Arles

Wir gleiten mit Glockengeläute an der Festung von Tarascon vorbei.

Der nächste Flussabschnitt hat etwas von  Wildwasser, es strudelt und brodelt fast wie bei Alderney. Das Gute: kein Wellengang – langsam gewöhnt sich Columbia an ihr neues Revier. Die nächste Schleuse Nr. 2 Ecluse de Vallabragues kommt näher.Wir legen am Wartepontoon an, 45 Flusskilometer haben wir im Kielwasser gelassen. Das erste Stück Rhone und wir sind geschafft und beschließen, hier zu übernachten. Idylle pur, laut ist nur der künstliche Wasserfall, der rauschend das E-Wasserwerk, das immer neben den Schleusen gebaut ist, verlässt. Wir liegen am Steg völlig autonom, kein Strom oder Wasseranschluss. 

Aber sehr erholsam! Am nächsten Morgen fragen wir per Funk, wann wir in die Schleuse einfahren können und wieder ist Warten angesagt. Dann wird es der erste echte Test für uns alle: einfahren in das dunkle Loch, Leinen über den Poller (der in der Schleusenwand „mitfährt“) legen, Fenderposition nachbessern, Schleusenwand mit den Bootshaken auf Abstand halten.

Klappt schon ganz gut und ab geht’s wie im Fahrstuhl 16 m hoch der Sonne entgegen, die Schleusenkammer füllt sich gurgelnd mit Wasser, Columbia zerrt an den Leinen. Wir sind oben, das Tor öffnet sich, grünes Licht, Leinen los. Avignon ist unser Ziel. Die Silhouette der Stadt mit ihren historischen Bauten kommt Sicht.

Mit nur wenigen Metern Abstand fahren wir an der berühmten Brücke von Avignon vorbei, jeder kennt das berühmte Lied „Sur le Pont d‘Avignon…“ und machen in Sichtweite Columbia am Stadtkai fest. Durchatmen – angekommen – Anmeldung in der Capitanerie auf einem Flusskreuzfahrschiff außer Dienst. Wir buchen den Platz gleich zum Wochenpreis für 116 €, Wasser und Strom inkl., Toilette und kalte Dusche im Kreuzfahrtschiff möglich – nach  den Preiserlebnissen im Mittelmeer ein Schnäppchen. Die „Wohnlage“ ist erste Sahne, Altstadt, Papstpalast, Brücke, Shopping- und Restaurantmeile sind nah bei.

Die Markhalle von Avignon

Ausgiebig machen wir davon Gebrauch. Inzwischen ist es wieder richtig heiss, starke Süd- und Nordwinde wechseln sich ab, dazwischen Gewitterneigung.

So ist der Besuch eines Schwimmbades auf der anderen Flussseite eine erfrischende Abwechslung. Leider kommt unser Jungmatrose nur kurz auf seine Kosten. Die in Deutschland genormte Badebermuda ist hier nicht erwünscht und er wird freundlich aber bestimmt aus dem Schwimmbecken verwiesen. Andere Länder – andere Sitten! Im Schatten unter den Riesenplatanen kühlen wir uns runter und gehen ausgiebig duschen – da ist das Badehosenmodell kein Problem. Abends Angrillen am Steg mit unserem Cobb Grill und die Welt ist wieder in Ordnung.

Warum haben wir nicht schon vorher mal gegrillt?- Ist in allen Marinas streng verboten!

One Comment

  1. Jule

    Hallo Oma, Opa und Hannes, bei euch sieht es richtig gemütlich aus. Wieviele Schleusen habt ihr denn hinter euch und habt ihr schon ein „Schleusertrauma“ 🤪? Wenn ihr euch beeilt, könnten wir uns am Göta-Kanal treffen, denn bald fahren auch wir in den Urlaub – dann sind wir 2000 km voneinander getrennt … und nur zu dritt😲. Viel Spaß noch und passt gut auf euch auf! Eure Jule

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.