Die Äolischen Inseln (auch als Liparische Inseln bezeichnet) umfassen eine Inselgruppe an der Nordküste Siziliens, bestehend aus 7 größeren, bewohnten Eilanden und zahllosen Felsbrocken, wunderschön von der Natur auf blauem Meer arrangiert. Man könnte sie mit den Ostfriesischen Inseln vergleichen, doch hier gibt es einen gravierenden Unterschied, sie befinden sich nahe den sogenannten phlegräischen Feldern, eine riesige Magmakammer, die sich von Neapel 150 km weit ausdehnt, darunter schlummert Europas Supervulkan. Mit anderen Worten, wir segeln auf einem Vulkan, der jederzeit hochgehen kann. Da kriegt man beim Schreiben schon Gänsehaut und in Natura ordentlich Respekt. Und doch fühlen wir uns magisch angezogen – also auf zum Tanz auf dem Vulkan, bzw. auf den Vulkanen. Wir lassen das italienische Festland achteraus und segeln nach Stromboli.
Stromboli
Der Stromboli ist über 3000 m hoch, doch nur etwa 900 m ragen aus dem Wasser. Sein Kegel trägt meist ein rauchendes „Mützchen“ und ist unverwechselbar schon vom Festland aus zu sehen. Bei der Annäherung haben wir bis ca. 200 m Distanz zur Küste keine Tiefenanzeige, denn unser Echolot kann nicht mehr als 150 m Wassertiefe anzeigen, in der Seekarte sehen wir Tiefen von bis zu 2300 m. Viel Platz für rauchende Schlote und andere Seeungeheuer. Überraschenderweise gibt es auf Stromboli zwei Ortschaften, was wir merkwürdig finden. Wir jedenfalls würden hier nicht wohnen wollen. Die Insulaner haben in der Vergangenheit mehr oder weniger gut vom Tourismus gelebt, es gibt jede Menge Restaurants und Übernachtungsangebote. Tausende von Besuchern sind täglich über eine einzige Straße mit Eseln, später mit Mini-Taxen oder als Wandergruppe raufgeschleust worden, um das Gruseln zu lernen. Denn der Stromboli ist der aktivste Vulkan von allen. In kurzen Abständen ertönt Donnergrollen und Rauch steigt auf. 2 Tage vor unserer Ankunft haben die italienischen Medien von explosiver Aktivität berichtet, daher sind zur Zeit Wanderungen zum Krater verboten. Trotz Sonnenschein und ruhigem Meer wirkt der Vulkan auf uns bedrohlich und abweisend. Da wir zum Ufer Abstand halten müssen, finden wir keine ankerbare Tiefe. Ein Verstoß gegen die Abstandspflicht wird teuer, Segler haben im vergangenen Jahr 360 € Strafe zahlen müssen. Zu oft kam es wohl zu Unfällen mit Schwimmern oder Tauchern, die einfach meist von Motorbooten überfahren wurden. Ein kostenpflichtiges Bojenfeld liegt im Wind und die Bojen so eng beieinander, dass wir letztlich unser Vorhaben abbrechen und auf die verlockende Nightshow, die der Berg bietet, verzichten.
Panarea
Wir laufen Panarea an – eine gute Entscheidung, denn wir liegen dort in einer wunderschönen und geschützten Ankerbucht – mit Blick auf den Stromboli und den Ätna. Angeblich soll sich hier der italienische Jetset tummeln, wir sehen ein paar exklusive Yachten, bei denen die nähere Recherche zeigt, alles nur teure Mietobjekte. Mit dem Dinghiservice von Ewa und Anders geht’s an Land und wir machen eine kleine Entdeckungstour: schmale Straßen mit netten Häuschen vor traumhafter Kulisse, blauweiße Anstriche erinnern an griechische Dörfer. Reichlich bunte Blumen – Idylle pur, in normalen Sommern platzt die Insel wohl aus allen Nähten.
Carabinieri auf Streife
Nun sind nur einige Wochenendtouristen mit der Fähre angereist und rumpeln mit ihren Rollkoffern durch die stillen Gässchen. Die Gäste werden durch einen umweltfreundlichen Taxidienst zu ihren Quartieren gefahren. Bei den Taxen handelt es sich um elektrisch angetriebene Golfcars, lediglich der harte Transportalltag wird mit der unverwüstlichen Ape abgewickelt. Selbst die Polizei fährt hier Golfcar, natürlich mit Blaulicht. Wobei wir die Vermutung haben, dass die beiden von uns beobachteten „Dorfsheriffs“ kurtaxenpflichtig sind, denn zu tun gibt es für sie augenscheinlich nichts.
Lipari
Nach ein paar Tagen ist mal wieder Hafenliegen dran, denn die Bucht von Lipari bietet nur wenig Ankermöglichkeiten. Wir sind jedoch neugierig auf die größte Insel der Gruppe und buchen uns in der Mini-Marina für 3 Tage im Summer-Special-Offer ein (3 Tage bleiben – 2 Tage zahlen).
Da haben wir dann auch Zeit, uns ein Auto zu mieten um mal in den italienischen Verkehr einzutauchen und die Insel zu umrunden Es lockt uns zwar auch das Angebot mit einem Scooter zu fahren, doch die Sonne lässt alle Schutzkleidung vergessen und das Hirn wird unterm schwarzen Helm schnell gar gekocht. Die Inselrundfahrt ist nicht so spektakulär, der vulkanische Ursprung hat zur industriellen Verarbeitung von Kalk, Obsidian und Kaolin geführt und häßliche Fabrikanlagen zurückgelassen. Der kleine Hauptort Lipari ist touristisch aufbereitet und hinter dem alten Castello schlendern wir durch begrünte Gassen mit Boutiquen, Restaurants und Nippesläden. Der Hafen ist Anlaufstelle für viele Fähren, die zwischen den Inseln und dem Festland verkehren.
Vulcano
Die kleine Insel Vulcano liegt in Sichtweite des Stromboli, ist wie der Name vermuten lässt, vulkanischen Ursprungs und überaus aktiv.
Doch was ist der Stromboli gegen die Insel Vulcano, denn ganz überraschend ist hier der Jungbrunnen entdeckt worden und wir wollen dabei sein! Wo hat man seit jeher nicht schon überall danach gesucht – bislang vergeblich. In einfache Worte gefasst, ist es nunmal so, dass der Körper irgendwann aufhört zu wachsen, wenn man älter wird, das Fell jedoch nicht. Es wächst und wächst weiter, so dass es irgendwann zu groß für den Körper ist und Falten wirft. Die Kosmetikindustrie hat sich des Problems angenommen und unzählige Wässerchen, Cremes, Spachtelmassen und Tinkturen auf den Markt gebracht, die das Fell straffen sollen. So richtig funktioniert das aber nicht. Im Ergebnis schaut man auf die Wachstumsfalten, wenn man in den Spiegel guckt, lediglich die Kosmetikproduzenten schauen auf Lachfalten, denn sie verdienen sich dumm und dämlich. An dieser Stelle nun kommt die kleine Insel Vulcano ins Spiel. Da sie noch immer aktiv ist, zischt und brodelt es überall. An vielen Stellen treten nicht immer wohlriechende mineral- und schwefelhaltige heiße Gase aus der Boden, die an mehreren Stellen kleine natürliche Meerwasserbecken bis auf nahe 40°C aufheizen und auch die am Grund liegende feinporige Schlammschicht. Die Hitze des Meerwassers und die frei werdenden Mineralien des Schlamms straffen beim Baden schon nach kurzer Zeit merklich die Haut und helfen bei allerlei anderen Wehwechen. Wenn man sich in den Schlamm legt, wirkt das besser als Gurkenscheiben auf den Augen. Alles funktioniert ganz schmerzfrei und von allein, rein in die Suhle und schon nach kurzer Zeit sieht man aus wie ein junger Gott. Man muss sich jedoch selbst disziplinieren und obwohl es sehr angenehm ist, dort zu liegen, sollte man nach gewisser Zeit herauskommen und sich abwaschen, sonst muss man für sich selbst einen Kinderausweis beantragen, so wirkungsvoll ist die Suhle. Soweit so gut, leider muss man noch mit weiteren Nebenwirkungen rechnen. Nach dem Schlammbad geht man irgendwie staksig und steifbeinig davon, etwa so wie ein „Storch im Salat“, Kniebeugen z.B. kann man auch nicht mehr machen, so straff wird die Haut. Das eigene Handy erkennt einen auch nicht mehr, Face-ID war mal, also mit PIN -Code freischalten, wie war noch mal die Nummer? Wenn man an der Bar nach einem Bier fragt, wird man weggeschickt und soll mit Mama oder Papa wiederkommen……
Jungbrunnen – leider geschlossen! Brodelndes Meerwasser – stinkt erbärmlich
Soweit die Theorie: Unser Ankerplatz liegt in direkter Nähe zur berühmten Fango-Kuhle. Doch leider bringt uns hier Corona auf den Boden der Tatsachen zurück. Aus Gründen der Hygiene ist die Suhle unzugänglich, eingezäunt und betreten verboten.
Aus der Traum vom Jungbrunnen, also rauf auf den Vulkan. Mit Ewa und Anders nehmen wir die Herausforderung an und klettern auf staubigen, steilen Pfaden zum Rand des Kraters. Eine schweißtreibende Angelegenheit bei 35 Grad, da sind einige Liter Wasser im Proviant nötig. Doch es lohnt sich in jedem Fall. Es lässt sich kaum in Worte fassen, wenn man von oben in den Schlund schaut, an einigen Stellen treten Fumarole aus (stinkende, giftige Schwefeldämpfe). Die Landschaft ist bizarr, die verschiedenen Farben der Felsen, Unmengen an Staub – so muss es auf dem Mond sein, ein einzigartiges Erlebnis – sehr beeindruckend.