Ola, Espana!

Freitag, 15.09.2017
Nach mehrfacher Abfrage bei verschiedenen Wetter-Gurus ist es soweit. Wir starten zur Überquerung der Biscaya. Wir legen um 13 Uhr mit der Tide in Roscoff ab, das Wetter ist wechselhaft. Bei 12 Grad ist Komplettbekleidung mit mehreren Lagen und Ölzeug angesagt. Die Segelbedingungen sind rauh. Es steht noch immer Welle von den Tiefs der vorhergehenden Sturmtage uns entgegen. Wir fahren mit der Arbeitsfock und nach kurzer Zeit setzen wir das Groß ins 2. Reff. Zunächst setzen wir den Kurs zur Ile D`Quessant ab. Ein anstrengender Hoch-am- Windkurs, oft laufen Brecher übers Vorschiff.

Atlantik

Samstag, 16.09.2017
Nachts um 01.30 Uhr ist endlich der Wegepunkt erreicht. Wir stecken den neuen Kur auf A Coruna, der Plotter zeigt 336 sm to go an. Die Segelgarderobe wird die nächste Zeit wie bisher Fock und Groß im 2. Reff bleiben. Atlantik wir kommen! Die angekündigten moderaten Winde treten nicht ein, glücklicherweise laufen die Wellen (z.T. 4m) mit. Sie heben Columbia an und oft fällt sie krachend ins Wellental. Insgesamt ist der Kurs am Wind und mit Wellen von hinten angenehmer. Im Morgengrauen tauchen Delfine auf und begleiten uns eine Weile – wir sind hin und weg! Zuverlässig arbeitet unser Pilot, die Tag-und-Nacht-Wachen fallen uns noch schwer, denn an entspannten Schlaf ist bei dem Getöse kaum zu denken. Jede Bewegung an Bord ist hoch anstrengend, man muss sich immer irgendwo festhalten und abstützen, klappt nicht immer und es summieren sich die blauen Flecken. Das Essen ist ebenso schwierig, habt ihr schon mal mit einer Hand ein Brot geschmiert, wobei sich die Brotscheibe noch bewegt? Kaffee zubereiten wird zum reinsten Abenteuer: Heißwasser aus der Thermoskanne in die Tasse füllen – einhand – wohin mit der Kanne ohne dass die Tasse umfällt..? Das Regal kippt seinen Inhalt selbständig auf einmal aus, dabei wollte ich nur den Zucker herausholen. Die Kaffeetasse ins Cockpit reichen, ist reinste Akrobatik. (Danke an Marlies W. für die Fitforfun-Übungen) Das Kochen beschränkt sich auf heiß machen von Vorgegartem.

Kollegium auf dem Atlantik

Die zweite Nacht bricht an, erstmal mit sternenklarem Himmel- leider bleibt es nicht so. Wolken mit starken Boen ziehen über uns hinweg, jedesmal wird der Wind stärker und gibt einen zusätzlichen Geschwindigkeitspusch – wir segeln durch die Nacht mit Vollspeed. Die Wellenhöhen sind beachtlich – doch man gewöhnt sich daran. Die Schräglage ist aushaltbar – man muss sich mit den Füssen immer auf der gegenüberliegenden Cockpitbank abstützen. Doch das arme Hinterteil schmerzt schon erheblich, ich weiß schon nicht mehr wie ich sitzen soll.

Sonntag, 17.09.2017
Der Morgen dämmert, die Wolkenformationen vor aufgehender Sonne sind spektakulär. Blickt man in die Richtung aus der sie kommen ist klar, auch heute wieder viel Wind – dafür auch immer wieder mit Regen. Na toll – die Wettervorhersagen lauteten anders. Jetzt müssen wir wohl dadurch – noch 280 sm. Wir können bei Wetterwelt über das Iridium-Handy Wetter abrufen, klappt leider nicht so wie beim Test an Land. Ändern können wir auch nichts – also Pilot – deine Schicht wird wohl länger dauern. Unsere Wachen haben sich auch eingespielt, etwa alle 3 Stunden wechseln wir uns im Cockpit ab. So langsam machen wir uns Gedanken über unser Ziel und geben schon mal verschiedene Wegepunkte in den Plotter ein. Es ist Sonntag Nachmittag, wir nehmen über Satellitenhandy Kontakt mit Zuhause auf: uns gehts gut, wann hört es auf zu regnen. Kein Sturm in Sicht – Südost mit 12 kmh. Wir sind gespannt und werden es auch bleiben. Der Adrenalin- und Endorphinspiegel ist hoch: das ist eine Nacht, die wir so nicht nochmal brauchen: heftiger Regen mit Schauerboen und Wind gegenan. Da hat Pilot Pause und der Autopilot muss ran. Der Motor läuft auf Hochtouren, da die Wellen nun auch von schräg gegen an laufen wird Columbia immer wieder abgebremst – zeitweise geht die Geschwindigkeit auf 2 Knoten zurück. Der Plotter berechnet immer wieder neu die Ankunftszeit – wir hoffen mal nicht, dass das so bleibt – dann wären wir nächste Woche noch unterwegs.

Montag, 18.09.2017
Skipper, wie weit noch -160 sm. Da brauchen wir Wind aus der richtigen Richtung. Morgens um 10 Uhr können wir den Motor ausstellen. Wind!! wir sind wieder im Geschäft. Die Ankunftszeit rückt in die Abendstunden. Oder noch eine Nachtfahrt bis A Coruna – wir haben genug und setzen als Ziel eine kleine Ankerbucht weiter östlich – Ria a Cedeira. Der Wind hat auf Südost gedreht und wir freuen uns anzukommen. Das Begrüßungskomitee macht für uns eine tolle Show – mehrere Delfinschulen spielen um unser Schiff, kleine Delfinkinder sind auch dabei. Die Gebirgszüge an Land werden von der Sonne angestrahlt.

Galizien in Sicht

Der Atlantik zeigt endlich die langersehnte tiefblaue Farbe – schön. Auf den letzten Meilen schwächelt der Wind und laufen unter Maschine der Bucht entgegen. Es dämmert bereits als wir die Buchteinfahrt erreichen.
Mit letztem Büchsenlicht fällt um 21.30 Uhr der Anker. Nach 500 sm sind wir  angekommen. Es ist ganz still. Jetzt der Anlegeschluck und dann schlaaaaafen!

Ankerbucht in der Ria de Cedeira
Schlapp aber glücklich!

2 Comments

  1. Marion Bauer

    Mensch,toll ihr habt es geschafft. Wir müssen es noch. Aber bis dahin plant Paul einen Ausflug nach Paris,da der Wind die falsche Richtung hat. Und wir noch auf die Reperatur des Motors warten. Hoffe das dann nächste Woche der Wind es sich überlegt und mal in die richtige Richtung geht. Drückt uns die Daumen. Genießt die Spanische Sonne und die schönen Städte der Küste entlang. Gruß von Paul und Marion😀

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