Marseille

Erst bläst der Wind eine Woche lang wie doof – als wir dann ablegen ist nur noch ein warmer Hauch übrig. Im Laufe des Tages können wir aber doch einige Stunden den Motor schonen und entspannt segeln. Abends lassen wir vor den endlosen Weiten der Camargue den Anker fallen. In der Abendbrise liefern uns die Kite-Surfer eine tolle Show, sie haben Spaß um die ankernden Yachten spektakuläre Slalomkurse zu „fliegen“.

Kite Surfer – echte Könner

Ist das jetzt noch Wassersport oder brauchen die schon einen Pilotenschein? Meer und Horizont gehen ineinander über – nachts dazu die Lightshow der Sterne – voll analog und wunderschön.

Am nächsten Tag segeln wir mit etwas mehr Tempo hoch am Wind Richtung Marseille und weil’s so schön ist, ankern wir noch mal. Die vier kleinen Inseln der Îles du Frioul liegen in Sichtweite der Großstadt und haben tolle Ankerplätze.

Bei unserer Ankunft müssen wir jedoch feststellen, dass am Sonntag auch viele Franzosen gern ankern. So erobern wir uns zwischen Motorbooten und Segleryachten einen Platz, um nachts die atemberaubende Kulisse dann doch ganz für uns allein zu haben. Unisax liegt in der Nachbarbucht mit überschaubaren fünf anderen Ankerliegern. Morgen wollen wir in den Vieux Port von Marseille. Der Hafenführer rät dringend zur Vorab-Reservierung. Also telefoniert die Skipperin in radebrechendem Französisch die Marinas ab – nur Absagen – es ist Regattawoche und die wenigen Gastliegeplätze sind belegt. Doch warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Die Marina Port du Frioul – „nur geschwind um die Huk“ – teilt freundlich mit – Bienvenue –  viele freie Plätze. Das Beste – es gibt eine stündliche Fährverbindung mitten ins Herz von Marseille. Erst mal schauen wir uns die Landseite unserer Ankerbucht an und können nur staunen.

Die Inselchen sind seit vielen Jahrhunderten mit Burganlagen, Wehrtürmen und Geschützanlgen bebaut worden – sie sind unauffällig in die Felsen eingepasst. Da kann sich die heutige Architektur noch ein Scheibchen abschneiden. Im Sommer ist hier bestimmt der Teufel los, die vielen Buchten laden zum Schwimmen und Schnorcheln ein, wir verschieben das Vergnügen bei 18° Wassertemperatur noch ein bißchen. Also auf nach Marseille – die Fähre zischt in 30 Minuten mal eben rüber.

Es gibt viel zu gucken. Allein das Hafenambiente ist toll und es gibt noch echte Fischer, die am Kai ihren lokalen Fang verkaufen. Die kleinen Dinger taugen jedoch bestenfalls für die berühmte Boujabaise, früher ein „Armefischergericht“ – der Beifang wurde, wenn nicht sofort an Bord verspeist, als Suppen-Hauptmahlzeit für die eigene Familie gekocht. Marseille hat uns überrascht – die Innenstadt wirkt nicht so groß, wie wir erwartet haben. Natürlich sind die Touristen allgegenwärtig, doch nicht so massiv wie in Barcelona. Die Altstadt mit vielen Treppen, Restaurants und kleinen Geschäften verblüfft uns mit  kleinen Handwerksbetrieben und Manufakturen, (www.coutelleriedupanier.com) die Kunst- und Gebrauchsgegenstände herstellen.

Auf dem Weg zurück macht die Fähre einen Zwischenstopp. Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht den Roman „Der Graf von Montechristo“ gelesen hat. Auf der kleinen Insel D’If steht das Chateau, das berühmte Gefangene beherbergte, die gegen Lösegeld von ihren Familien freigekauft werden mussten, üble Sache damals.

Chateau d’If

Dort ist die Zelle zu besichtigen, die es gewesen sein könnte, in der Edmont Dantes eingekerkert war. Nach seiner Flucht hat er als Graf von Monte Christo später bittere Rache an seinen Peinigern genommen. Wir suchen jetzt in den Wetterberichten nach günstigen Windprognosen für die neue Etappe. 

 

 

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