Landpartie

Bei unseren Ausflügen sind wir durch die Innenstädte von Portimao, Albufeira und Faro gestreift. Die Touri-Saison hat noch nicht so richtig begonnen, das Straßenbild ist trotzdem von Ausländern geprägt, hauptsächlich Briten, die die Algarve zum Überwintern auserkoren haben. Es ist nicht schwer, die leicht rostigen Mitglieder dieser Volksgruppe zu erkennen, bei Regenwetter laufen nicht wenige in kurzer Hose herum, die meist kräftigen Beine enden in Flipflops. Wir trauen kaum unseren Augen: ein älterer Herr kommt uns doch tatsächlich im Schottenrock entgegen. Was guckt man da sonst so? Hier wie auch in anderen Orten ist es die bunte Mischung des Alltagslebens, das Portugal so anders, lebendig, überraschend und liebenswürdig macht.

Die schicke Boutique klemmt zwischen dem kleinen Restaurant mit Außengastronomie auf dem Gehweg und dem „Tante-Emma-Laden“ mit Obst-und Gemüseregalen an der Hauswand. Daneben wird kräftig renoviert, Handwerker laufen mit Bauzubehör zwischen dem Hauseingang und ihrem Lieferwagen emsig hin und her, es staubt – aus dem Haus dröhnt der Bohrhammer.

Baustelle um die Fassade herum

Etwas weiter folgt einer der vielen Chinesen-Shops, die schmale Ladenfront lässt nicht vermuten, dass dahinter ein Labyrinth mit Waren alles bietet, was man nicht braucht oder dort auch nicht vermutet – von der Klobürste bis zum Abendkleid, vom 12-teiligen Essgeschirr bis zum Schraubensortiment – da findest du Sachen, die du gar nicht gesucht hast. Dann wechseln sich wieder Cafés und Souvenirläden ab, etwas weiter lädt ein Fachhändler zur Weinprobe ein. Der Blick in die nächste Querstraße: es geht steil bergan, einspurig – aber Platz genug, der Linienbus passt da auch noch durch, die massive Absperrung neben der Fahrbahn hat bestimmt schon den einen oder anderen Fußgänger gerettet.

Die Straßen sind nicht durchgestylt – die Häuser sind meist mehrstöckig, hier wird überall gewohnt, gearbeitet, gelebt. Runtergekommene Fassaden, die bestimmt mal bessere Zeiten gesehen haben, bröckeln so vor sich hin, daneben wird aufwendig neu gebaut. Zahlreiche Ladenlokal stehen leer oder zum Verkauf, noch gibt es nur wenige Handyshops und Dönerbuden.

Nach einigen Sturm- und Regentagen lacht die Sonne zunehmend kräftiger vom wolkenlosen Himmel, doch sobald sie untergeht, wird es kalt, letzte Nacht fiel das Thermometer auf 7 Grad Celsius. (Da lacht ihr in Deutschland wahrscheinlich gerade drüber.) Wir haben das so in der Algarve um diese Jahreszeit nicht mehr erwartet, immerhin ist Afrika fast in Sichtweite. Bei unserer Weiterreise haben wir einige Ankerstopps eingeplant, denn z.B. ist Faro ein weitläufiges Sumpf- und Schwemmland vorgelagert und der Hafen ist nur für flachgehende Motorboote geeignet. Will man als Yachtie Faro anlaufen, muß man vorsichtig der mäandernden Flusszufahrt folgen und in Sichtweite des Hafens ankern. Zur Stadt kommt man dann nur mit dem Beiboot oder dem Wassertaxi. Unser Revierführer kündigt für unsere Reise in Richtung Gibraltar viele solcher idyllischen Ankerplätze an, doch bei diesen Nachttemperaturen würden wir ungern auf unseren Heizlüfter verzichten, da sind wir echte Weicheier geworden. Das sehen andere Yachties hier in Lagos wohl ähnlich, denn eine allgemeine Aufbruchstimmung ist noch nicht zu erkennen. Vielmehr wird auf den Schiffen emsig gewerkelt, damit man bereit ist, wenn es dann weitergeht.

One Comment

  1. Renate&Andy

    Mit viel Lesefreude bin ich weiter auf eurer Reise dabei. Ich blieb an eurem nächsten großen Ziel: Gibraltar „hängen“ und habe mich über dieses Stückchen Land „schlau“ gelesen, ein historisch, geografisch, politischer Sonderfall. Wir sind gespannt, wie eure Reise übers Meer mit den besonderen Ankerstopps weitergeht und was ihr uns zwischendurch von Wasser und Wellen, Wind und Wolken, Wassertaxi und Werkeln auf dem Schiff, Wunschmenues und Weinprobe, Warenlabyrinths und Wohnidylle, Weltenbummlern und waschechten Einheimischen … weitergeben werdet!!
    Frohes Frühlingserwachen und frohe Ostertage! Hier leuchten uns nun auch die Frühlingsboten in Form der Osterglocken und ersten Tulpen fröhlich an! Grüßle Renate

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