Ein langsamer Abschied

Eigentlich wollten wir schon wieder unterwegs sein, eigentlich. Erst blies es volles Rohr in Sturmstärke – alle Häfen der Algarve waren gesperrt – heavy waves!

Nun dreht sich ein kleines Gewittertief quasi ortsfest vor der Küste, es bringt roten Regen, gefärbt vom Saharastaub dazu Sturmböen mit Regengüssen im Wechsel mit sonnigen Tagen und schwüler Luft.

Starkregen im Hafen

Eine Schweizer Stahlyacht ist wenige Meilen nach Verlassen des Hafens von einem Blitz getroffen und schwer beschädigt worden. Alle elektronischen Geräte sind durchgebrannt und nicht mehr funktionsfähig. Wir sind betroffen und nachdenklich.

Am Wochenende, so die letzten Prognosen, werden wir uns auf die Reise in Richtung Gibraltar machen. Im Paradies wird uns die Zeit nicht lang, ein bisschen was zu tun ist ja immer. Auch sind wir mit der Seglercommunity „warm“ geworden und gehören nun dazu. Hier am Steg liegen nur Fahrtensegler und keine Charteryachten, die nur kurzzeitig gebucht werden. Alle kämpfen mit der gleichen Tücke des Objektes, äußerst interessant sind die unterschiedlichsten Strategien der Problembewältigung. Einfach mal so über den Steg gehen, klappt eigentlich nicht, irgendwo wird man immer angesprochen und schnell hat man sich festgequatscht. Columbia liegt hier am Steg zwischen einer schwedischen und einer irischen Yacht, gegenüber wehen an den Yachten british ensigns und vereinzelt der eine oder andere Adenauer (deutsche Flagge). Da sich keine Politiker einmischen, klappt das Zusammenleben problemlos. Auf der schwedischen Yacht Tindra ist ein kleiner Hund für die Sicherheit des Bootes zuständig und diese Aufgabe nimmt er sehr ernst und reagiert empfindlicher als jedes Radargerät. Der sympathische Mischling sieht aus wie eine Flaschenbürste, zeigt aber das Ego eines Schäferhundes. Wir sind angebellt und angeknurrt worden, bis wir ihn mit Käse bestochen haben. (Bei geronnener Milch kann kein Hund widerstehen – hatten wir doch selbst einmal einen Schmuser.) Jetzt bellt er nicht mehr, aber pfeift wie ein Teekessel, wenn wir vorbeigehen. Beim smalltalk, wenns länger dauert mit einer Dose Bier in Vorhalte im Cockpit des Nachbarn, lernt man mehr als in jedem Sprach/-Segelkurs. Die Ziele der Yachties sind so unterschiedlich wie die Schiffstypen:

Traditionelles portugiesisches Segelboot

Einige wollen in Richtung Nordeuropa zurück, manche haben in Lagos ihren festen Liegeplatz und starten von hier aus zu Kurztörns, andere wollen wiederum zu den Cap Verden, Kanaren oder nach Madeira. Interessante Tipps zu guten Anker- oder Reparaturmöglichkeiten werden ausgetauscht. Jeder hat seine Lieblingsmarina und gibt Hinweise, die aktueller sind als die in den Reiseführern. So wird in Hafen XY eine Disco eröffnet, die den Hafen beschallt, Hafen XX hat eine neue Fährverbindung, wodurch Schwell im Hafen steht, der eine ruhige Nacht verhindert. Man kann es beliebig so fortführen. Einige Crews sind uns richtig ans Herz gewachsen und wir hoffen diese wo auch immer wiederzusehen. Ganz besonders wird uns ein Musikabend hier in Lagos in Erinnerung bleiben. Viele britische und irische Yachten haben in der Marina die Winterpause verbracht, die Crews sind nicht nur trinkfest sondern auch singstark, erstaunlicherweise haben etliche ein Musikinstrument an Bord. Die Überwinterer haben sich wöchentlich zur gemeinsamen Session getroffen. Den letzten Abend mit Life Musik im Foyer des Marina-Hotels haben wir miterlebt, einfach nur toll, zwei Ukulelespieler  und zwei Gitarristen haben aufgespielt, das Publikum hat mitgesungen, wie in einem irischen Pub – man, das hat gefetzt, wird uns echt fehlen.

Faltboot auf dem Weg in die Werft?

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