Wir haben abgelegt. Die Stegnachbarn, die uns freundschaftlich in Erinnerung bleiben werden, haben uns tatkräftig unterstützt. Einige Tränchen glitzern in der Sonne.
Die Wetterbedingungen scheinen perfekt, gleich nach dem Auslaufen setzen wir die Genua (mit 70 qm unser größtes rollbares Vorsegel) und atmen tief durch – wir sind wieder unterwegs.
Mit leichtem achterlichen Wind geht es zügig voran, unser grobes Ziel ist Cadiz.
Wenn die Wettervorhersage stimmt, ist unser Timing perfekt mit 4-5 Beaufort, in Böen 6, das können wir und Columbia schon längst. Obwohl der östliche Wind schrittweise um bis zu 270 Grad rechtdreht, um nach Mitternacht langsam rückdrehend zu wehen – nichts ungewöhnliches, das wir mit dem Schiften des Segels ausgleichen können. Wir laufen beständig zwischen 5 und 6 Knoten Geschwindigkeit – perfekt. Unterwegs bieten sich mehrere Wegpunkte an, die wir anlaufen können. Vilamoura zieht nach 26 sm an uns vorbei – bei traumhaften Segelbedingungen in den Hafen ablaufen? Weiter geht’s, gegen 18 Uhr kommt Faro in Sicht, der Wind hat inzwischen auf 5 Beaufort zugelegt, die See ist kabbelig – kein Wunder – hier steigt der Meeresgrund von 650 m auf 40m – irgendwo müssen die Wassermassen ja hin. Columbia rollt stark hin und her, jetzt ist die letzte Gelegenheit zum Ankerplatz bei der Insel Culethra, in die Ria Formosa vor Faro abzubiegen – doch es läuft gerade so schön. Für Samstag kündigt der Wetterbericht Regen und Böen an, das würde keine ruhige Ankernacht, wir entscheiden uns für die Weiterfahrt und bleiben draußen auf See. Die Sonne steht noch am Himmel, der Mond ist schon zu erahnen. Nach dem gemeinsamen Abendessen gehen wir abwechselnd Wache. Wir sind allein, andere Schiffe sind nicht auszumachen. Die Fahrt kann schöner nicht sein, kann man kaum in Worte fassen – die Sterne funkeln um die Wette und der fast volle Mond leuchtet während der gesamten Nacht – so hell, dass man sich im hohen Norden wähnt, dort wo die Sonne nachts nicht untergeht, zwischendurch Sternschnuppen, so dass uns zuletzt die Wünsche knapp werden.
Ab 2 Uhr briest es auf 6 Bft auf, wir rollen die Genua um die Hälfte ein, werden aber nicht langsamer. Die Rollerei wird etwas weniger. Gegen 6 Uhr beginnt die Dämmerung – noch 25 sm. Bei strahlendem Sonnenschein kommt die Bucht von Cadiz in Sicht. Die Hafenzufahrt erweist sich einfacher als in der Seekarte ersichtlich. Columbia vertäuen wir in der neu ausgebauten Marina der kleinen Stadt Rota. Wir sind in El Andaluz (Spanien) angekommen und werden nach einer ordentlichen Mütze Schlaf auf Erkundungstour gehen.