Down by the riverside

Unseren Kurzaufenthalt in der Marina Ostia nutzen wir um uns einen Eindruck zu verschaffen, wir kaufen ein, suchen den Waschsalon auf und treffen Absprachen mit der Marinaverwaltung. Uns wird netterweise eine Liste der noch freien Überwinterungsplätze übergeben, so dass die Crew der Unisax und wir zwei für uns passende Boxen aussuchen und verbindlich ab dem 1. September buchen. Wir freuen uns sehr, dass wir uns die Liegeplätze aussuchen können, denn es gibt Plätze, die immer im Schatten liegen oder sehr weit weg von den Duschen und Toiletten sind. Da der August der Hauptreisemonat der Italiener ist, sind die Liegeplätze jetzt in den Häfen dementsprechend teuer (ab 60 € aufwärts). Wir verlassen daher die Marina und suchen nach einer Alternative – zurück zum Ankerplatz Fiumicino – oder doch noch eine kleine Runde zu den Inseln im Norden? Wir sind eigentlich satt und wollen die Segelsaison ohne weitere Abenteuer ausklingen lassen.

Breite Tibermündung

Ewa und Anders sind mit ihren Fahrrädern zum Tiber geradelt um dort die Anker- und Liegeplatzsituation zu erkunden. Sie haben direkt einen freien Platz buchen können, wo wir für kleines Geld (20 €) im Päckchen (nebeneinander liegend) bis zum 1. September bleiben können. Auf den ca. 2 km von der Tibermündung bis zur ersten Brücke reiht sich eine Marina nebst Werftgelände an die andere. Berufsschifffahrt gibt es nicht. Der Weg zum Einkaufen ist noch kürzer als von der Marina aus. Überraschenderweise treffen wir auf Idylle pur.

Wasservögel tummeln sich im Schilf, Reiher sind den ganzen Tag auf der Pirsch, regelmäßig „klopft“ Familie Schwan an den Rumpf und bettelt um Brotreste. Nachts ist es absolut leise. Es weht immer eine leichte Brise. Wir verbringen gemütliche Abende mit unseren Freunden – der Grill gokelt auf dem Steg und wir lassen es uns gut gehen. Die Zeit nutzen wir für Wartungsarbeiten und spülen ganz nebenbei die Motoren. Der Schiffsmotor wird ja nicht wie im Auto durch den Fahrtwind gekühlt, sondern ständig wird Umgebungswasser durch den Motor gepumpt. So bilden sich in den Kühlkanälen Salzablagerungen, die nun mit dem Süßwasser des Flusses ausgespült werden. Das gilt auch für den Außenbordmotor. Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt ist die automatische Reinigung des Unterwasserschiffs von Algen, Muscheln und sonstigen blinden Passagieren, die sich gern am Rumpf anheften. Sie sterben im Süßwasser ab und werden durch die Strömung weggespült  – ein sauberes Schiff ganz ohne Arbeit.

Wir tauschen noch eine Pumpe, waschen die Segel, um auch diese von Salzkristallen zu befreien und haben trotzdem genug Zeit für den einen oder anderen Erkundungsgang nach Ostia hinein. Die Bewohner im Stadtteil, der an die Marina grenzt, sind deutlich ärmer als die Bewohner in Cabanyal in Valencia, die auch schon nicht reich waren. Große Häuserblocks bestimmen das Stadtbild. Alle Erdgeschosswohnungen und viele Geschäfte sind vergittert, es bröckelt überall der Putz, Unterführungen sind unbeleuchtet und wirklich überall türmt sich der Müll auch in den Parks. Eine Straßenreinigung scheint nicht zu existieren. Die Randstreifen sind zugewuchert, Gehwege außerhalb geschlossener Ortschaften oder gar Fahrradwege gibt es nicht, Mülltrennung auch nicht. Es stehen zwar verschiedenfarbige Sammelbehälter an den Straßenrändern, aber die werden ungetrennt vollgestopft. Das ist schon merkwürdig, da waren Frankreich, Portugal und Spanien deutlich fortschrittlicher. Wir sind hier am armen Ortsrand, in der Innenstadt sieht es durchaus besser aus. Trotzdem bleibt der Eindruck, dass alles schmuddelig und ungepflegt ist.

Im Gegensatz dazu ist die Begegnung mit den Menschen sehr positiv. Da unsere Italienisch-Kenntnisse noch nicht reichen, sind alle bemüht uns behilflich zu sein, ob an der Kasse im Supermarkt oder in der kleinen Trattoria – es findet sich immer jemand, der englisch oder sogar einige Worte deutsch spricht. Warum wollen wir hier den Winter verbringen? Neben der günstigen Marina die uns ein Angebot von 12 EUR/Tag gemacht hat, ist der Knaller die Verbindung nach Rom. Mit Bus, Tram und Metro geht es in 45 Minuten bis zum Petersplatz – für 1,50 € pro Fahrt. Ein Ticket für alles ist nach dem ersten Entwerten 100 Minuten gültig!! Haben wir natürlich gleich getestet – super! 

Colosseum in Rom

Wir freuen uns auf unsere Wahlheimat auf Zeit.

2 Comments

  1. Sinja

    Benvenuti a Roma!!! Da habt ihr Euch eine schöne Stadt für die nächste Zeit ausgesucht, da gibt es auch so vieles zu entdecken. Lt. Internet gibt es einige Dinge, die man aber vor einem Besuch in Rom gehört haben sollte:
    1. Tragen Sie niemals High Heils (nur elegante Römerinnen tun dies)
    2. Bestellen Sie niemals Pizza, ohne vorher den Holzofen gesehen zu haben!
    3. Keinen „Doppio“ bzw. Ristretto (doppelter Espresso) bestellen, Italiener machen den stärksten Espresso von allen
    4. Niemals einen „Espresso“ bestellen – den gibt’s dort nicht. Es heißt schlicht Caffe, dünner Filter-Kaffee Caffe Lungo
    5. Nie ins Taxi steigen, ohne vorher einen Festpreis zu vereinbaren
    6. Niemals am Montag eine Museumstour planen, viele haben geschlossen!
    Aber wie sagte schon Obelix „Die spinnen die Römer!“
    In diesem Sinne grüßt mir den Papst bis dahin!!

  2. Bella Italia… keine schlechte Heimat auf Zeit! Wir wünschen Euch einen angenehmen Saisonausklang. Bei uns dauert es noch ein bisschen. Ziel für dieses Jahr ist die Algarve. Liebe Grüße von Bord der Danja, Thomas und Christine

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