(Auszug aus: www.valenciafuerdeutsche.com) „Club de Profesores (findet heute wieder statt! Um 19:30 Uhr ist jeder eingeladen und herzlich willkommen vorbeizuschauen!)
Was genau der Club de Profesores ist, erfahrt ihr in unserem Leserbeitrag unter dem Motto „Sprachen, Schach, Musik und Vorträge: Wir lieben es zu lernen! Beim Club de Profesores findet man verschiedene Tische vor, auf denen kleine Fähnchen bereits anzeigen, welche Modalität (Gehirnfutter) angeboten wird. Am besten ist unser Englisch-Tisch besucht. Es gibt Tische für Spanisch, Italienisch, Valencianisch, Französisch, Schach, Musiklehre und sogar einen Tisch, an dem man sich über Pflanzen (Terrasse, Garten, Urban Gardening, Plagen..) weiterbilden kann. In 60 Minuten wird eine Kombination aus Austausch und Unterricht kreiert. Die „Profesores“ bereiten immer eine Mini-Unterrichtseinheit vor und wir gehen auf individuelle Fragen ein. Natürlich kommt auch die „Kommunikation“ in lustiger Runde bei einem Glas Wein oder einer Tasse Tee nie zu kurz. Und, anders als bei einem Kurs ist man völlig ungebunden. Das heißt, man kann immer neu dazustoßen und „Tisch-Hopping“ ist sogar gewollt. Wie Tisch-Hopping? Stell dir vor, du sitzt meistens bei Sara am Spanisch-Tisch, um deinem Spanisch einen letzten Schliff zu geben. Heute ist dir aber nach Französisch… Ja, bitte! An jedem Tisch wartet ein Stuhl auf dich!“ (Profesores hört sich vielleicht etwas hochtrabend an, doch muss man dazu wissen, dass in Spanien Profesores das Wort für die Lehrer ist.)
Unsere schwedischen Freunde Ewa und Anders haben uns auf diese Einrichtung aufmerksam gemacht und an einem Mittwoch mal mitgenommen. Tolle Sache, nette und interessante Leute, gelöste Stimmung, zum Selbstkostenpreis gibts kleine Snacks und Getränke, alles völlig ungezwungen. Wir haben am „deutschen Tisch“ Platz genommen und schon kommt die/der eine oder andere hinzu, der unbedingt sein Deutsch verbessern möchte, aber sonst kaum Gelegenheit findet deutsch zu sprechen. Ein paar junge Leute in der Runde sind Deutsche, die in Valencia arbeiten und die, wie wir, den Austausch in der Muttersprache genießen. Man freut sich daher sehr, als wir als „zusätzliche Lehrer“ dazukommen. Es geht aber nicht um Vokabeln, sondern um viele Verständnisfragen rund um die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten und Mentalitäten. Unsere Gesprächspartner geben übereinstimmend an, dass das Erlernen der deutschen Sprache ein harter Kampf ist. So gibt es im Deutschen Wörter, die die spanische Sprache nicht kennt, interessanter Weise wird hier als Beispiel u.a. das Wort „Schadenfreude“ genannt. Die verschiedenen Fälle in der Satzbildung, die es ebenfalls im Spanischen nicht gibt und die Möglichkeit etwas zu sagen und was ganz anderes zu meinen, bringt den einen oder anderen Sprachstudenten zur Verzweiflung. Bei der letzten Zusammenkunft im letzten Jahr haben wir Maria kennengelernt, die eine wirklich informative, lesenswerte Internetseite für Deutsche bzw. an der deutschen Sprache Interessierte in Valencia betreibt. Sehr empfehlenswert, sowohl für Bewohner als auch für Urlauber oder Valencianer auf Zeit wie wir. Viele aktuelle Infos und Hinweise wie u.a. auf den Club de Profesores, Adresshinweise z.B. auf deutsche Ärzte, Events, Ausflugstips, Firmen pp darunter – merket auf – eine „Bäckerei“, in der neben deutschem Brot, gesunde deutsche Küche wie original Currywurst, Schnitzel und anderes täglich frisch zubereitet als Mittagsmahlzeit angeboten wird.
Eine gute Gelegenheit so kurz vor Weihnachten noch mal schnell die Geschmacksnerven zu justieren meint der Skipper, also als Testesser nix wie hin. Der aus dem Pott stammende, im Langzeitgedächtnis abgespeicherte original Geschmack einer echten „Kurierwurst“ wird hervorgekramt und so vorbereitet betritt er schon leicht sabbernd den Laden. Der Skipper hat einen Teil seiner Wurzeln im Pott, war Opa doch in Herne untertage auf’m Pütt und der Enkel bei jeder sich bietenden Gelegenheit, später auch in den Ferien oft und wirklich gerne zu Besuch. Nur hier gab und gibt es die original „Kurierwurst“. Schon Herbert Grönemeyer wusste und sang: „kommste vonne Schicht, wat Schöneres gib et nicht als wie Currywurst!“ Für Kinder oftmals nur als Bratwurst oder mit Ketchup, auf die Feuersoße wurde freiwillig verzichtet, denn da war „Dampf“ drin, labberig gab es nicht. Heute würde diese Spezial-Soße, die ständig zur Selbstentzündung neigte, vermutlich unter die Gefahrgut-Vorschriften fallen und zumindest als ätzend und feuergefährlich gekennzeichnet sein. Es gab zur Herstellung viele Rezepte, die jedoch immer geheim gehalten wurden. Der Genuss der Soße bereitete echte Schmerzen, sie war aber trotzdem tierisch lecker. Welche Emotionen doch durch eine schnöde Currywurst geweckt werden! Damals war die Anreise mit dem Auto oder per Zug schon ein großes Abenteuer, ging es doch zunächst durch Deutschlands Tropengürtel – Bottrop, Castrop, Waltrop – bis in das Herz des Potts nach Herne. Das Erlebte, Geschmeckte und Gehörte hat sich eingebrannt. Da werden Erinnerungen wach, wie Oma jedesmal Staub putzen musste, wenn Opa mal gehustet hat, an „Pommes rot/weiß“ oder „zwei Pommes bitte, eine mit Mayo, eine mit ohne“, schummrige Beleuchtung, denn es war eigentlich immer nebelig, ganz besonders, wenn Kokskohle abgelöscht wurde. Es gab nicht nur Fein- sondern auch jede Menge Grobstaub, Schlacke satt und deshalb überall rote Erde. Hier leben die „Schachties“, ein ganz besonders liebenswürdiger und direkter Menschenschlag, dem jegliches diplomatische Geschwätz fremd ist, mit einer so ganz eigenen, wohlklingenden und hochentwickelten Sprache. Denn welche Sprache auf der Welt sonst noch kommt so wirklich voll und ganz ohne störende und behindernde Grammatik aus? Als Fremdsprache viel leichter zu erlernen als hochdeutsch?! Schon nur beim Dran-Denken-Tun geht einem dat Herz auf. Der Skipper erinnert sich noch, als hätte er es erst gestern vernommen: laute Rufe und Gesprächsfetzen auf der Straße z.B. beim Autowaschen: „Fritz, mama Licht an und komma hier und dann tuße schomma die Omma im Auto, wir fahn auf Schalke!“ Einfach herrlich, der Pott und die Currywurst, die gehören zusammen, wie dem Goethe und sein Faust! Die Currywurst ist unzweifelhaft deutsches Kulturgut und muss unbedingt mal ab und an auf die Gabel. Wie eine echte Kurierwurst zu schmecken hat, da gibts beim Skipper keine Zweifel, das Ergebnis jedoch war eher enttäuschend. Nun ja, da müssen die deutschen Recken hier in Valencia aber noch üben, das ist noch steigerungsfähig, vermutlich weil das Gericht dem Geschmack der spanischen Gäste angepasst worden ist. Nach dem „Reinheitsgebot des Ruhrpotts“ war das bestenfalls im Ansatz eine Currywurst: eine frittierte Bratwurst mit Tomato frito übergossen und mit Currypulver bestäubt, dazu Kartoffelspalten – keine Pommes!
Kein Feuer in der Soße – son’ echt schlapper und labberiger Geschmack – in der „Oht Cusine“ im Pott eine der unverzeihlichen Todsünden. Das deutsche Brot jedoch ist echt lecker und das am Nebentisch servierte Schnitzel sieht optisch zumindest ganz gut aus. Die Schwarzwälder Kirschtorte soll der absolute Verkaufsschlager sein.
*Das Winterbild zeigt die Heimat von Ewa und Anders.
Wir wünschen euch allen ein genial gutes Jahr 2019.
Ja, der Pott … da habe ich ja auch ein knappes Viertel meines blühenden Lebens „malocht“ – zwar über Tage und nicht im Schacht, aber so manche Lebensweisheit ist doch hängengeblieben, wenn man beim Bäcker mal die Ohren gespitzt hat: „Hömma, hasse Schmand inne Klüsen, kannse nich im Hellen gucken …“ 🙂 Frohes neues Jahr!
Gesundes, frohes 2019.
Viel Spaß und Erfolg beim „ Club de los profesores“
Und irgendwann mal wieder die „ geniale Cuttywurst“….es kann wohl nicht in España
sein 😎😊