Bunt und laut

Fallas in Valencia – ein Frühlingsfest der ganz anderen Art. Seit Ende Februar ist Valencia nun schon in Dauer-Feierstimmung. Der Tourist auf Städtetour bekommt davon nur einen kleinen Ausschnitt mit. Wir „als Valencianer auf Zeit“  erleben die volle Dröhnung – das ist durchaus wörtlich gemeint. Seit dem 1. März wird jeden Mittag auf dem Rathausplatz geböllert – nicht mit so leisen Knattermaschinchen – mit denen unsere Messdiener zu Ostern durch die Straßen ziehen – auch nicht wie die Profi-Silvesterknaller – was hier abgeht, ist unvergleichlich. (Zum Mithören in unserer Diashow „Valencia“, findest im Bilderbuch-Foto)

Diese täglichen Knall-Events, ein muss für jeden Pyromanen, werden von unterschiedlichen Pyrotechnischen Vereinen als Wettbewerb ausgetragen – je lauter desto Peng!! Der Veranstaltungsort mitten im historischen Zentrum ist professionell eingezäunt, es gibt Security-Personal und ein Polizeihubschrauber kreist während der Knallerei über dem Platz. Jedesmal strömen ca. 2000 oder mehr Menschen eng zusammen, essen kleine Snacks, trinken Cola, die umliegenden Balkone, Fenster und Terrassen sind ausgebucht, es herrscht Volksfeststimmung. Bei den Höhepunkten der Pengshow wird „laut“ applaudiert.  Natürlich sind sämtliche Straßen der Innenstadt gesperrt. Nach ca. 20 – 30 Minuten ist alles vorbei – die Menge löst sich auf – keine Aggressionen – kein Gegröle, keine Bierleichen – easy going. Kritische Stimmen wegen der Kosten und der Feinstaubbelastung gibt es auch, aber nur ganz leise. Schließlich ist das ganze Getöse im Jahr 2016 zum Weltkulturerbe erklärt worden. Dazu werden die Festtage auch von bunten Nachtfeuerwerken begleitet.

Bunt und laut XXXL – Aufbau der Feuerwerkskörper: klotzen nicht kleckern

Doch um 01.30 Uhr ist Seglers Mitternacht weit überschritten, es reicht diesmal, die Vorbereitungsarbeiten zu dokumentieren. Andere Höhepunkte „especial“ sind die Umzüge der Fallas, das sind die Kulturvereine der 40 Stadtviertel Valencias mit ca. 15 000 Mitgliedern.

Fallas in Cabanyal

Diese Vereine, ähnlich unseren Schützenvereinen, veranstalten in ihren Vierteln während des gesamten Jahres kleine Feste, Wettbewerbe und Aktionen, wählen die hübschesten Falleras (Frauen und Mädchen in valencianischer Tracht) aus, bauen die Ninots (Großfiguren aus Holz und Pappmaschee) auf und organisieren zusammen mit der Stadtverwaltung die großen Paraden und Feuerwerke.

Die Parade der Falleras ist eine Augenweide, zu Ehren der Heiligen Jungfrau der Hilflosen (Virgin de los Desamparados) werden Blumensträuße auf einem Holzgestell zusammengesteckt, das die Figur der Heiligen als Mantel umhüllt.

Zwei Stunden lang ist die Parade der Mitglieder der Fallas mit ihren wunderschönen Trachten an uns und vielen tausend Zuschauern, vorbeigezogen. Auch hier wird wie selbstverständlich das gesamte Stadtzentrum für den Verkehr gesperrt. Stolze Familien mit Baby und Oma, mit Jungs und Mädels – sorgfältig in Tracht gestylt, angeführt vom Vereinsstander und eigener Musikgruppe, schreiten würdevoll lächelnd vorbei. Am Abschlusstag der Fallas wird es nochmal laut und feurig.

Der Winter wird ausgetrieben (würde im Norden, also in Deutschland, wohl mehr Sinn machen) mit allem, was die Pyrotechnik-Zunft zu bieten hat. Mystisch, laut, mit Feuerteufeln direkt aus der Hölle und Beelzebub auf dem Feuerdrachen höchstpersönlich – schaurig schön anzuschauen. Kleinen und großen Bewunderern wird ordentlich eingeheizt, in Deutschland aufgrund diverser strengster Sicherheitsvorkehrungen bestimmt verboten. Allein die Rauchentwicklung bringt die Zuschauer an ihre Grenzen (doch keiner geht weg!!) und überzieht Columbia, die rund einen Kilometer entfernt liegt, mit kleinen Rußflöckchen. Um die Feinstaubwerte endgültig aus dem Normbereich zu bringen, werden im Verlauf der Nacht die ca. 300 Ninot-Figuren an Ort und Stelle verbrannt. Mit einem allerletzten Feuerwerk auf dem Rathausplatz ist dann aber Schluß. Wir radeln entlang des Turia-Parks zum Hafen nach Hause, beschwingt und unbehelligt. Ein dickes Kompliment an Valencia – so schön kann Volksfest sein!

2 Comments

  1. Sinja

    Wenn ich das vorher gewusst hätte! Für mich als „Kind des Feuers“ sollte ich Valencia im Februar doch mal einen Besuch abstatten.
    Ich wusste auch gar nicht, dass die Spanier so viele Feste so ausgiebig feiern! Und euren Geschichten zur Folge ohne Ärger! Daumen hoch! Wenn bei uns so viel Pyrotechnik stehen würde, da hätten die Feuerwehrleute, Polizisten und Behörden aber definitiv die blanke Panik „in den Augen stehen“ und die gesamte Stadt evakuiert!!! Im wahrsten Sinne: ein Knaller!! Bis schon ganz bald! PS: Die Knaller der Spanier haben übrigens bis Deutschland gereicht – der Frühling ist da!! Danke!!!

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