Amalfi

Wir verlassen Capri Richtung Amalfiküste, den ersten Stopp machen wir in der Spaggia di Recommone Bucht. Der Revierführer verweist auf ein romantisch gelegenes Restaurant „Conca del Sogno“, welches für die Gäste ein eigenes Bojenfeld ausgelegt hat.

Das Restaurant ist am Besten per Boot zu erreichen, der Landzugang besteht aus einer steilen unbeleuchteten Felsenstiege, für Highheels gänzlich ungeeignet. Als besonderer Service wird ein kostenloser Bootstaxidienst angeboten. Auf Anruf wird man vom Restaurant abgeholt und nach dem Essen wieder zurückgebracht. Schönes Angebot, das wir gerne in Anspruch genommen haben, zumal das Essen in höchsten Tönen gelobt wird. Die Gästeschar ist zur Zeiten von Corona sehr klein. (Mit uns haben noch zwei weitere Paare gespeist.) In der Hochsaison des Vorjahres bekam man nur mit Reservierung einen Platz.

Unsere Bucht wird von Felswänden eingerahmt, auf Meeresniveau einige Grotten, die erkundet werden wollen. Während die weltbekannte Höhle auf Capri wegen des besonderen Lichteinfalls in blauem Licht erstrahlt, leuchtet unsere kleine Grotte grünlich, Stalagtiten hängen von der Decke.

Es ist ein ganz besonderes Erlebnis mit dem Beiboot dort hineinzufahren oder zu schwimmen, denn irgendwie sträubt sich etwas in einem, das zu tun, es scheint ein unbewusster Kampf gegen die eigenen Urängste zu sein. Die einzigen Gefahren, die einem als Bootsfahrer oder Schwimmer in der Grotte drohen, sind Wellen. Man sollte daher die Umgebung im Auge behalten, denn oftmals fahren größere Motorboote gedankenverloren schnell vorbei und erzeugen höheren Seegang, so dass man plötzlich Kontakt mit der Grottendecke hat, denn die Wellen laufen natürlich auch in die Grotte hinein.

Jemand hat in eine Nische der äußeren Felswand eine Madonnenfigur gestellt, so fühlen wir uns beschützt und zum Glück ist bei unserem Besuch das Wasser schön glatt.

Leichte Winde bringen uns am nächsten Tag nach Amalfi, wir gehen neben dem kleinen Hafen vor Anker. Das Panorama ist beeindruckend, unten am Strand wird gebadet, kleine Grotten werden von Schwimmern als Sonnenschutz besucht, darüber locker bebaute Steilhänge mit Häusern die direkt an der Abbruchkante stehen, exklusive Hotels in schwindelerregender Höhe, Stiegen mit gefühlten 1000 Stufen führen zum Strand. Da kommen Erinnerungen an die Bauweise von Bonifatio auf Korsika hoch. Vermutlich sehen aber nur wir das kritisch, hier ist das normal und letztlich werden Schwalbennester ja auch nur angeklebt und halten auch.

Dazwischen schmale Straßen, bei deren Benutzung einem schwindelig werden kann, wie wir bei einem Busausflug nach Ravello festgestellt haben. Vor jeder Kurve wird gehupt, denn für Gegenverkehr ist kein Platz. Der Skipper ist stark beeindruckt, denn die Amalfitana als die schönste Küstenstraße der Welt gepriesen, steht ganz oben auf seiner Liste „Da-muss -ich unbedingt-mal langfahren“. Amalfi selbst ist traumhaft schön, völlig verwinkelt und irgendwie an und in den Berg gebaut mit Treppen ohne Ende, richtig schweres Geläuf, Bäume und blühende Büsche bieten vor dem blauen Meer ein tolles Farbenspiel. Bekannt ist die Küste auch für ihre Zitronen, die angeblich nur hier wachsen. Natürlich können die Zitronenbauern nicht mit den Ertragsmengen industrieller Plantagen konkurrieren, so dass in der Vergangenheit viele Bauern aufgegeben haben. Seitdem jedoch die Herkunftsbezeichnung „Amalfi“ gesetzlich geschützt ist, gibt es eine kommerzielle Nische und den Produzenten Sicherheit für Anbau und Vermarktung.

Eine Busfahrt hoch zur Villa Rufolo führt auch durch diese Haine. Der Anbau erfolgt an Steilhängen, jede noch so kleine Terrasse wird genutzt, wir sehen Esel als Tragtiere im Einsatz, Maschinen können hier nichts ausrichten, ein echter Knochenjob. Das Ergebnis ist jedoch die Mühen wert. Eine Amalfizitrone benötigt 6 Monate bis zur Ernte und ist dann ca. 2-3 mal so groß wie eine normale Zitrone. Die dünne gelbe Außenschale beinhaltet eine Vielzahl von Aromen und ätherischen Ölen,  darunter liegt eine dicke weiße Zwischenschicht, die bei dieser Sorte weitgehend frei von Bitterstoffen ist und gegessen werden kann wie in schmackhaften Salaten und Gerichten wie für „Zitronen mit Mozzarella überbacken“. Das Fruchtfleisch ist nicht größer als bei einer normalen Zitrone, schmeckt aber anders, nicht so sauer, sondern ähnelt entfernt dem Geschmack einer Pampelmuse. Einheimische essen Amalfizitronen wie einen Apfel. Nach der Fotosession an der Villa Rufolo hoch auf dem Berg streifen wir beim Rundgang durch Ravello und werden auf ein kleines Familienrestaurant aufmerksam.

Zu diesem Zeitpunkt läuft der Skipper schon wieder auf Reserve, denn der letzte Pastagenuss ist schon einige Stunden her. Wir werden sehr nett und sympathisch angesprochen, und nehmen Platz. Gut, dass wir das gemacht haben, sonst hätten wir was verpasst, denn Mama ist in einer bestechenden Tagesform und auf Empfehlung werden uns „Tagliolini di Limoni“ (Pasta mit Zitronen-Buttersoße) serviert. Eine völlig neue Geschmackserfahrung und ein ideales, leichtes Gericht für heiße Sommertage. Haben wir inzwischen nachgekocht, lecker, lecker! Doch liebe Leserschaft in Deutschland: es gelingt nur mit der Original Amalfi-Zitrone.


2 Comments

  1. Monika Bodem

    Oh wunderbare Bilder und Schilderungen……
    die erwecken Reisetraeume und den Wunsch los zu reisen !!
    inzwischen wieder im “herbstlichen Nottuln” noch intensiver. ,!!
    Immer gespannt auf die neuen Etappen,
    Herzliche Gruesse, Monika

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