Ätna – der Gegenbesuch

Da wir noch viel Zeit haben, bis wir in Catania sein müssen, bleiben wir einfach in Syrakus. Die Stadt fasziniert uns und läßt uns nicht los.

Nun, da wir länger bleiben werden, verlegen wir unser Schiff aus der Ankerbucht in die kleine Marina Lakkios, die von einem sympathischen jungen Brüdertrio geführt wird.

Es wird gefeilscht, viel hin und her gerechnet, schließlich ist der Preis für beide Seiten akzeptabel und wir genießen es mitten drin zu sein. Die Summe ist jedoch so knapp kalkuliert, dass es zu einem Blatt Papier für eine Rechnung nicht mehr reicht und man bei der Bezahlung um „cash“ bittet. Für uns überhaupt kein Problem. Der tägliche Gemüse- und Fischmarkt liegt nur einige Gehminuten entfernt. Wir können unsere Vorräte ergänzen und ins städtische Leben eintauchen. Im Hafen treffen wir auch die Crew der Segelyacht ARTE wieder, die wir in Licata kennengelernt haben. Wir verabreden uns zum Pranzo, das kleine italienische Mittagessen, anschließend muss man sich meist zur Siesta ein bisschen hinlegen, denn das eine oder andere Gläschen Wein zeigt seine Wirkung. Für die Italiener ist genau wie für die Spanier diese Mittagspause heilig, (fast) alle Geschäfte, Banken… sogar Tankstellen sind geschlossen, schlagartig fällt die Stadt ins „Koma“. Nur die Touristen schleichen noch durch die Gassen und hoffen, dass wenigstens ein Museum geöffnet hat.

Gerd und Patricia lotsen uns zu einer Trattoria mitten auf dem Fischmarkt, hier gönnt er sich täglich 3 frische Austern und danach einen Kaffee in einer der unzähligen (Kaffee)Bars.

Wir speisen hervorragenden frischen Fisch, um uns herum geht es zu wie auf einem arabischen Basar und wir beobachten interessiert das Marktgeschehen. Wie eh und je liegt der Fisch draußen auf Tischen mit Eis aus, regelmäßig wird mit einer Gießkanne die Frischeoptik nachgebessert. Am kleinsten Stand sind die meisten Kunden und das Angebot wird kritisch geprüft, man trifft sich dort und diskutiert lautstark. Das Gestikulieren und der schnelle Wortwechsel versetzen den Skipper in Alarmbereitschaft – gibt es hier gleich Haue? Doch die Stimmung beruhigt sich wieder, anscheinend sind es nur Meinungsverschiedenheiten über die wichtigen Themen des Alltags. Nebenan wird ein großer Thunfisch fachgerecht zerlegt, 12€ für ein Kilo ist viel zu billig und wird dem edlen Fisch nicht gerecht. Gegenüber sind die Stände mit Obst und Gemüse, wir suchen uns gern die Anbieter aus, die nur 3-4 Kisten vor sich stehen haben, das sind die Kleinbauern aus dem Umland, die auf den Verkauf ihrer Produkte dringend angewiesen sind. Der Nachteil von Häfen ist deren relative Windstille an den Stegen. Die Luftfeuchtigkeit steigt und mit ihr die Tagestemperaturen von mittlerweile über 40°C. Gleichzeitig verschlechtert sich die Luftqualität, weil sich die Luft mehr und mehr mit Saharastaub anreichert. Wir haben uns abends mit Gerd und Patrizia von der Arte zu einem kleinen Umtrunk bei uns im Cockpit verabredet und geniessen es mal wieder deutsch zu sprechen. Leise Rieselgeräusche unterbrechen unsere Unterhaltung, fängt es an zu regnen? Es regnet tatsächlich, allerdings schwarze Asche – der Ätna hat uns nach einem etwas heftigeren Ausbruch am Nachmittag einen Besuch abgestattet.

Die Käsehäppchen und Erdnüsse sind jetzt ungenießbar. Alles was unter freiem Himmel liegt ist eingeascht – auch wir.  Der nächste Tag ist dann mit Schiffsreinigung ausgefüllt. Die ist unerlässlich, denn die Asche ist scharfkantig wie Vogelsand und muss vom Deck runter, sonst zerkratzt man sich beim Darüberlaufen die Decksfarbe. Die einheimischen Skipper haben als Standardausrüstung ihrer Yachten Laubbläser! an Bord – Ascheregen gehört hier zum Alltag. So hat auch das Paradies seine kleinen Schattenseiten. Doch in diese Woche fällt auch das Highlight für unsere Freunde aus Schweden: Midsommar. Wir sind offiziell eingeladen und schlemmen abends schwedische Spezialitäten.

Vielen Dank an Ewa und Anders für dieses außergewöhnliche Geschmackserlebnis! Da es uns zunehmend schwer fällt ausreichend zu schlafen und wir im eigenen Saft so langsam gar ziehen, verlegen wir uns nach einer Woche mit einer schönen Segeletappe in die Ankerbucht von Augusta, die etwa auf halbem Weg nach Catania liegt. Wir ankern neben der Unisax und nur wenigen anderen Schiffen in der großen Bucht auf Sandgrund mit blaugrünem Wasser, das mit 28°C nun wirklich zum Baden einlädt.

Hier lässt es sich aushalten, zumal immer etwas Wind weht. Überraschend meldet sich Frank von der Sy Eira, ihn und seine Frau Eva haben wir in Licata kennengelernt. Frank hatte großes Anglerglück und braucht Hilfe, der Thunfisch sprengt seine Kühlkapazitäten. Das gipfelt in einem Eating-meeting, zusammen mit der Unisaxcrew schlemmen wir Thun gegrillt und als Sashimi – mmhm – ein dickes Dankeschön an Frank für diesen Hochgenuss – der beste Thunfisch, den wir je gegessen haben. Die aus Afrika heranströmende Luft ist so warm, dass sie Feuchtigkeit bis zur Sättigung anzieht und dann in der morgendlichen Kühle als Nebel kondensiert.

Die Szenerie in den frühen Morgenstunden ist schon fast surreal. 

2 Comments

  1. Sinja

    Eure Reiseerlebnisse sind einfach wieder schön zu lesen. Ich glaube, man kann die dortigen klimatischen Verhältnisse nur aushalten, wenn man sich so wie ihr dran gewöhnt hat. Ich müsste mich den ganzen Tag in den Kühlschrank setzen, denn eine Abkühlung bei 28 Grad im Meer ist auch schwer vorstellbar. Wirklich fangfrischer Thun schmeckt bestimmt einfach nur lecker, den hätte ich gerne mal probiert. Schon praktisch, wenn Bekannte um die Ecke gesegelt kommen. Genießt weiter das Leben – Ihr macht es genau richtig! Schöne Grüße aus der Heimat! 😘

  2. Marion Bornschier

    Liebe Rosita, voller Freunde habe ich eure tollen Reiseberichte gelesen!
    Lasst es euch weiter gut gehen ☀️
    Herzliche Grüße Marion aus Hamm

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