öffnet Petrus die Schleusen. Es ist Herbst in Rom. Zwischen dem Durchzug zweier Tiefdruckgebiete nutzen wir einen schönen Tag für die Besichtigung der Engelsburg. Kaiser Hadrian ließ sie im 2. Jhd. nach Christus als Mausoleum für sich und seine Nachfolger bauen. Hier ruhen verschiedene römische Kaiser und Päpste.
Erst im Mittelalter wurde sie unter verschiedenen Päpsten zum Kastell umgebaut. Die Engelsburg diente im Mittelalter als letzte Zuflucht des Papstes bei Belagerungen. Wenn diese Mauern reden könnten…… hier wurde gekämpft, gemeuchelt und gefoltert. Hier saß u.a. Galileo Galilei in Kirchenhaft der Inquisition und erwartete seinen Prozeß, weil er behauptete, dass sich die Erde um die Sonne dreht und die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums ist. Hier befand sich zeitweise das päpstliche Geheimarchiv und die Schatzkammer.
Neben noch heute deutlich sichtbaren Spuren verschiedener Kämpfe – überall auch innerhalb der Gänge finden sich Einschusslöcher – sind die prunkvollen Privatgemächer des Papstes aus dem Mittelalter zu besichtigen. Der Rundblick vom Dach der Engelsburg ist bombastisch. Übrigens ist von hier oben der Geheimgang zwischen dem Petersdom und Engelsburg gut zu erkennen, er verläuft zwischen zwei Mauern oberhalb der Stadtmauer. Eine Überdachung war wohl nicht nötig, damals gab es noch keine Fluggeräte zum Ausspionieren. Durch diesen Gang haben sich mehrere Päpste, zu Fuß oder zu Pferd in Sicherheit gebracht, sei es bei Belagerungen, der Plünderung Roms oder zuletzt die Flucht von Papst Pius VII vor den Truppen Napoleons.
Seit unserem Besuch der Engelsburg hat sich das Wetter stetig verschlechtert. Zur Zeit stürmt es mal wieder mit bis zu 10 Windstärken im Hafen.
Unser Boot hat durch den Winddruck auf den Mast deutlich Schräglage. Das ist nicht gefährlich, eher unbequem. Es sind die vielen Kleinigkeiten, die das Leben an Bord bei solchen Bedingungen erschweren. So stehen Kaffeetassen auf Antirutschmatten und nicht auf Untertassen, die Verriegelung des Herdes ist gelöst, damit er frei schwingen kann und so das Essen in der Pfanne bleibt. Auch unsere Koje steht plötzlich schräg und hat 10° Schlagseite.
Sollte die Schräglage noch zunehmen, werden wir zur Mug greifen, eine Tasse mit überbreitem Boden, die auch bei Lage sicher stehen bleibt. Der Skipper ist davon jedoch kein Freund, er genießt seinen Kaffee gerne mit Zucker und man kann in diesen Tassen einfach schlecht umrühren. Da ein Tief das andere jagt, ist das Meer ordentlich aufgewühlt. Die Wellen sind so hoch, dass die Wellenkronen über die Hafenmauer schwappen, alle Boote sind mit einem Salznebel haltbar eingepökelt. Die meisten Yachten in der Marina sind unbewohnt, wenn dann die Gewitter über uns toben, zerfetzen die Sturmböen auch schon mal Segel, die vermeintlich gut eingerollt sind, weil niemand mitkriegt, wenn sich eine Befestigung löst. Obwohl die Temperaturen mit tagsüber 15° Grad für Germanen noch im komfortablen Bereich liegen, scheinen Römer und Römerinnen bereits an ihre Grenzen zu kommen. Steppjacken, Stiefel, Schals und Handschuhe sind gängige Kleidungsstücke, selbst die Härtesten tragen mittlerweile Socken in den Flip Flops. Während die alten Römerstraßen den einen oder anderen Regenschauer auf Grund einer nach 2000 Jahren noch funktionierenden Drainage locker wegstecken, ist das Ostia der Neuzeit nur noch bedingt begehbar.
Viele Gullys sind verstopft, nichts läuft ab, einige Straßen haben das Gefälle zur falschen Seite, riesige Seenlandschaften entstehen über Nacht – ein Paradies für Stand Up Paddler. Das ist jedoch nichts im Vergleich zu den aktuellen Überflutungen in Venedig, die Millionenschäden anrichten. Doch nach dem Tief ist vor dem Tief, und so warten wir entspannt auf das nächste Ausflugswetter.