Advent in Rom

Schon zweimal seit Beginn unserer Reise haben wir die Adventszeit in der Fremde erlebt, zuerst in Cascais/Lissabon in Portugal und dann in Valencia in Spanien. Jetzt also in Rom/Italien – hier fallen die üblichen Adventsaktivitäten jedoch anders aus als erwartet. Man hält „den Ball flach“, auf den ersten Blick deutet nichts auf das nahende Weihnachtsfest hin. Mit einer Nase für Trends beginnen Mitte November die Chinesen ihre Shops massiv zu schmücken und stellen ihr Sortiment um, dazu präsentieren sie Weihnachtsbäume aus Kunststoff in grün oder in weiß eingeschneit heraus, daran angebracht ist alles an LED’s, was blinkt und schreiend bunt ist. Ihre Schaufenster sind mit blinkenden Lichterketten „geschmückt“. Zum 1. Advent sieht man abends dann doch die eine oder andere Weihnachtsbeleuchtung auf Balkonen und in Fenstern der Wohnungen, doch insgesamt sehr zurückhaltend. Nach unserem Eindruck überwiegt die Privatinitiative, das Schmücken von ganzen Straßenzügen oder Parks durch die Stadt findet nicht statt. Lediglich in den Supermärkten gibt es seit dem 1. Advent einen spürbaren Sortimentswechsel auf Spezialitäten aller Art. Den oft gehörten Klagen über die allgegenwärtige Kaufhausbeschallung, bei der die bekannten Weihnachtslieder den ganzen Tag rauf und runter gedudelt werden, können wir uns nicht anschließen. Wir haben nur vereinzelt mal ein Weihnachtslied gehört. In den Supermärkten (außer in den Mega Shopping Mals) wird man deutlich weniger beschallt, im Gegensatz zu Deutschland, wo im Hintergrund immer – von Werbespots unterbrochen – „Lärm“ mitläuft und nervt. Das ist hier wirklich bemerkenswert anders und sehr angenehm. Die allgemeine Reizüberflutung durch aufdringliche Deko und sonstiges Getöse findet nicht statt. Unser Marina veranstaltet zum 2. Advent eine sportliche Regatta, die Yachten tragen die üblichen Segel, Weihnachtsdeko – Fehlanzeige. An der Hafenpromenade hat ein Cafébetreiber eine große Krippenszene aufgebaut – es ist sein Hobby, wie er uns erklärt – jedes Jahr ergänzt und erweitert er sie mit netten Details.

Diese „Krippe“ ist für die Kinder hier im Stadtteil das Highlight zum Staunen und der Höhepunkt des familiären Sonntagsspaziergangs. Krippen sind in Italien überhaupt der Schwerpunkt der Weihnachtszeit und nicht der Christbaum wie in Deutschland. Wie wir mittlerweile wissen, werden die Krippen in der Familie von Generation zu Generation weiter gegeben und jeder ergänzt neue liebevoll gestaltete Szenarien eines bäuerlichen Dorflebens und traditioneller Berufe. In den Stadtvierteln Roms – irgendwie hat Rom ja kein Stadtzentrum wie in Valencia mit der zentralen Markthalle, der Mittelpunkt Roms ist der Vatikan – öffnen zum 2. Advent die ersten Citta di Natale (Weihnachtsmärkte).

Einige sind bis zu den Festtagen täglich zu begehen, andere sind nur an ein oder zwei Adventswochenenden aufgebaut.

Dazu gibt es noch mehrere Großveranstaltungen (z.B. Christmas City und die Elfenfabrik) für den optimalen Weihnachtskaufrausch. Leider fällt die immer wiederkehrende Suche des Skippers nach der Rengelbude negativ aus. Dafür gibt es Pasta, Panini mit Porchetta (Spanferkel im Brötchen) und Süßkram in allen Variationen.

Ausverkaufte Vorstellung
Weihnachtsbaum auf der Piazza Venezia

Da gebrannte Mandeln und Glühwein auf den Märkten ebenfalls fehlen, vermissen wir auch den typischen Weihnachtsmarktduft. Daneben fallen uns aber auch immer wieder nette Details auf, so z.B. hat ein Geschäft mit Baugerüst vor der Tür den Baustellendurchgang liebevoll geschmückt.

Ein einzigartiges Erlebnis ist der Besuch des Petersplatzes, stimmungsvoll in Szene gesetzt ist die Krippe mit lebensgroßen Figuren daneben der riesige Weihnachtsbaum mit dezentem Schmuck.

Petersplatz bei Nacht

Wir sind an diesem Tag extra erst nachmittags in die City gefahren und kommen erwartungsvoll auf dem Petersplatz an, die Dämmerung setzt gerade ein – alles sieht etwas düster aus, wir sind ein wenig enttäuscht. Doch dann wird wie auf Bestellung der Schalter umgelegt – was für ein wunderschöner Anblick, hier zu stehen ist schon irgendwie ergreifend.

Christbaum des Vatikan

Wir schlendern weiter in die Altstadt und sind begeistert von der Atmosphäre, der klare Himmel und jetzt auch kalte Luft wecken in uns die Weihnachtsstimmung. Rom ist dezent geschmückt, die Alltagsbeleuchtung der Altertümer wirkt schon für sich.

Trajansforum

Die wenigen Straßen mit Lichterschmuck fügen sich mit schlichter Eleganz ins Bild. Wir haben gerade in Italien mit viel mehr Kitsch gerechnet. So langsam fangen wir an, uns hier wohl zu fühlen.

Der beleuchtete Petersdom
Engelsburg bei Nacht

Wenn es nicht gerade mal wieder stürmt und regnet, sitzen wir tagsüber mit leichtem Pulli in der Sonne, nur nachts ist es kühl, so um die 10°C. Zur Einstimmung auf die Adventszeit starten wir in diesem Jahr mit einer neuen Tradition: Grünkohlessen (geselliges westfälisches Wintergericht) auf Columbia mit unseren Freunden Ewa und Anders – zu Ehren von Sankt Nikolaus, der unter anderem der Schutzheilige gegen Seenot und Wassergefahr ist. Habt ihr bestimmt noch nicht gewusst?! Mit diesem Blogeintrag verabschieden wir uns von unseren Lesern in die Weihnachtspause. Wir wünschen allen Lesern frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr mit Gesundheit und persönlichem Glück. Bleibt neugierig, im nächsten Jahr wird es spannend weitergehen.

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