– Segelst du schon oder schraubst du noch? Von Almerimar bringt uns frischer Wind bis nach Carboneras, wo wir in Küstennähe ankern, um am nächsten Tag weiter nach Garroucha zu segeln.
Wir machen im Puerto Deportivo fest und bleiben letztlich zwei Tage. Der Hafen ist nicht so toll, denn im industriellen Teil wird täglich Schüttgut mit Förderbändern verladen, so dass nach kurzer Zeit unser Boot völlig zugestaubt ist.
Zwei große Hafenschlepper bugsieren die vollen oder leeren Frachter vorsichtig an die Kaimauer. Was da an Ruß und Feinstaub aus dem Schornstein geblasen wird, macht uns sprachlos. Alle die in Deutschland ständig über Feinstaubbelastung jammern, können hier mal sehen, was möglich ist, wenn Schweröl (Teer) verbrannt wird. Wie schon sooft bemerkt, so auch hier, gelten die Regeln zur Luftreinhaltung natürlich nur in Deutschland. Der Skipper erinnert sich an früher, genau so war es, wenn Opa mal gehustet hat, der war auf dem Pütt in Herne untertage beschäftigt. Also hier hält uns nichts und als der Wind passt, Leinen los und nichts wie weg! Nur wo ist der Strom, der elektrische? Die Schalter für Ankerwinsch und Bugstrahler sind wieder ohne Funktion. Irgendwo fließt kein Strom, diesmal kriecht er nicht mal. Kein Grund zur Panik, Werkzeug raus und schweißig ans Werk.
Wie schon berichtet, hat sich Salzwasser im Motorraum wie Nebel ausgebreitet. Obwohl wir alles gesäubert und neu mit Kontaktspray und Polfett konserviert hatten, hat die aggressive Salzlösung die Sicherungshalter oxidieren lassen. Sie ist in die Kabel zwischen Kupfer und Isolation durch die Kapillarwirkung eingedrungen. Das Kupfer ist schwarz oxidiert, hier kann nichts mehr leiten. Für Elektroprobleme sind wir jedoch gut ausgerüstet und könnten jederzeit eine kleinere Insel voll verkabeln und haben daher reichlich Kabel, Kabelschuhe, Schrumpfschlauch, Verbrauchsmaterial und anderes Gerödel an Bord. (Der Skipper trennt sich nur ungern von seinen Ersatzteilen und hat schon eine Liste für die Neubeschaffung beim nächsten Yachtchandler erstellt.) Nachdem wir einige Kabel neu gezogen und angeschlossen haben, funktioniert alles wie gewünscht. Wir hoffen, dass dies die letzten Schäden des Wassereinbruchs waren, die wir beseitigen müssen.
Nach dem Ablegen geht es mit leichten Winden entlang der Küste Richtung Norden. Die Küstenlinie ist streckenweise nur spärlich besiedelt, es herrscht ein Wüstenklima und es wächst bis auf vereinzeltes Buschwerk nichts. Dazwischen liegen mehr oder weniger schöne, künstlich anlegte Dörfer mit Ferienressorts für Touristen und hässliche Bauruinen. Völlig überraschend werden wir plötzlich auf Möwen aufmerksam, die in Bootsnähe scheinbar an irgendwelchem „Treibgut“ interessiert sind. Beim Näherkommen entdecken wir drei Mondfische, die an der Wasseroberfläche seitlich liegend treiben, als wenn sie sich sonnen würden. Mondfische in der freien Natur haben wir noch nie gesehen und wir freuen uns über die Sichtung.
Diese Knochenfische sind uns sehr sympathisch, ernähren sie sich doch hauptsächlich von Quallen, die sie in ihr Maul einsaugen. Das Maul und der Schlund dieser Fische besteht aus Knorpel und lederartigem Gewebe, der Magen und der Verdauungstrakt funktionieren wie ein Chemiewerk, so dass ihnen die Nesseln mit ihren Giften nicht anhaben können. Andererseits bedeutet die Sichtung auch, dass es hier Quallen geben muss. Doch wer die Ostsee gewöhnt ist, findet das MM quallenleer. Die nächste Etappe auf der Route nach Cartagena endet rechtzeitig vor steifem SW-Wind in der geschützten Ankerbucht von Aguilas.
Hier machen die Spanier Ferien. Ein Festungsfelsen ist unser Wind- und Wellenbrecher, wir liegen sicher und ohne nennenswerten Schwell. Der Felsen erinnert uns ein wenig an den von Gibraltar. Wir ankern auf 5m Wassertiefe. Das 27 Grad warme Wasser ist kristallklar, so dass wir bis auf den Grund sehen können. Jetzt ist auch für den Skipper Warmbadetag, er geht erstmals ins Wasser. Endlich ankern, wir bleiben einige Tage und machen den langersehnten Ausflug mit unserem Dingi mit Motor !! – funktioniert 1A trotz einem Jahr Spazierfahrt an der Reling.
Das Beiboot bekommt seinen Namen – Schiffstaufe in der Ankerbucht. Die Solarpaneele und der Windgenerator versorgen uns mit Strom, Verpflegung und Trinkwasser haben wir ausreichend. Am Donnerstag legen wir mittags ab, diesmal schiebt uns die eiserne Genua, da das bißchen Wind für’s Segeln nicht reicht. Die Küste ist sehr schroff und wirkt unwirtlich, wären da nicht die kleinen Badebuchten, einige sind nur über das Meer zu erreichen. An diesem Küstenabschnitt befinden sich laut Meteo Consult auch viele Tauchspots, Fische verstecken sich gern an den Unterwasserberghängen.
Spätnachmittags laufen wir in Cartagena ein. Nach den ruhigen Tagen vor Anker, freuen wir uns auf die Stadt und das Leben in der Marina mit den Annehmlichkeiten des Alltags wie Strom ohne Ende, komfortable Duschen und Toiletten. Einkaufen ist zu Fuß in wenigen Minuten machbar, ohne dass man erst das Beiboot aufbauen muss um dann quer durch die Bucht zu rudern oder zu motoren. Wir buchen uns für eine Woche ein und sind schon sehr gespannt auf den historischen Ort mit seinen über die Römer bis in die Frühzeit reichenden Siedlungsresten, die natürlich besichtigt werden müssen. Bei einem ersten Gang in den nur 10 Minuten entfernt liegenden Stadtkern fühlen wir uns an Cadiz erinnert. Pulsierendes, pralles Leben, kleine aber stilvolle Geschäfte, enge Gassen und palmungesäumte Boulevards. Hier sind wir richtig.