wie viele andere Europäer sind wir mehr oder weniger von Corona ausgebremst. In Italien wird das böse Wort „Lockd…“ in bunte Farben gehüllt und schon ist alles halb so schlimm. Die letzten 14 Tage hat Sizilien in der „zona rossa“ (= rote Zone) verbracht: fast alles geschlossen – außer Lebensmittelläden, und im Gegensatz zu Deutschland haben die Friseure ihre Salons geöffnet, damit sie (oder er) wenigstens die Haare schön hat – gibt dann weniger Mecker vom Volk gegen die Corona-Maßnahmen. Wir nutzen die Zeit für einige Reparaturarbeiten. Da es auch in Sizilien nachts empfindlich kalt werden kann, kommt unsere Wallas-Diesel-Bordheizung nach langem Sommerschlaf wieder zum Einsatz, leider nur kurz, dann spinnt sie völlig, schmeisst die Sicherungen raus, um schließlich ganz zu verstummen. Nach 18 Jahren guter Arbeit entscheiden wir: eine Neue muss her.
Zum Glück liefert der deutsche Versandhandel für Schiffszubehör in Bremen ganz unproblematisch nach Italien. Der finnische Hersteller hat seine Heizungsmodelle innerlich neu konzipiert und mit Bluetooth und App-Steuerung aufgewertet, doch äußerlich fast unverändert gelassen. Die Außenmaße, Anschlüsse für Diesel, Abgase und die Wandhalterung sind gleich geblieben. Da hat der Skipper gut lachen: alte Heizung raus, neue rein, Knopf gedrückt und schon bringt wohlige Wärme die Skipperin zurück in die Komfortzone ohne Wollsocken und deutlich leiser als das alte Modell läuft sie auch noch. Das war also jetzt zum Warmmachen. Der nächste Breakdown trifft Columbias Trenntransformator. Im Hafen erfolgt die Stromzufuhr vom Steg zum Schiff per Kabel (in Seglerkreisen der schwarze oder auch fünfter Festmacher genannt). Leider ist die Stromversorgung hier alles andere als stabil, immer wieder fliegt die Stegsicherung heraus und trifft Columbia unter Last, d.h. gerade dann wenn wir z.B. elektrisch kochen.
Über die Kabelstärken und Verteilerkästen hier am Steg wollen wir nicht berichten, glaubt einem ja eh keiner, was so außerhalb der VDE Norm so alles möglich ist. Nach dem x-ten Stromausfall unter Last quittiert unser Trenntransformator den Dienst. Nun ist guter Rat teuer, denn es handelt sich um ein elektronisches Bauteil mit einer 15 kg schweren Kupferspule, jeder Menge Kabel, hohen Strömen und das alles von Mikroprozessoren gesteuert. Ein Trenntrafo ist für ein Alu-Schiff unverzichtbar, trennt dieser doch den Landstrom und ganz wichtig die „Landerde“ von der „Schiffserde“, er baut gleichzeitig einen neuen Schiffsstromkreis auf, um einer sonst unvermeidlich eintretenden elektrochemischen Korrosion am Rumpf vorzubeugen. Der interessierte Elektroniker unter unseren Lesern weiß Bescheid oder wird sich im Internet oder anderweitig schlau machen. Dieses Mal gestaltet sich der Einbau komplizierter, denn der neue Trafo hat andere Maße, eine andere Arbeitsweise, nämlich hochfrequent und damit es auch schön spannend bleibt, auch andere Anschlüsse.
Eine tiefgreifende Operation am offenen Herzen wird erforderlich. An dieser Stelle kommt nun unser Nachbar Andreas zur Rechten ins Spiel, der, als er von unserem Problem hörte, spontan seine Hilfe als Ingenieur im Elektroniksektor anbot. Welch glückliche Fügung! Der Skipper montiert und schraubt erst mal gemäß dem Manual, (ausnahmsweise gibt es das auch in deutscher Sprache). Zunächst funktioniert alles super. Bis die versierte Probemessung des Ingenieurs die Schwachstelle aufdeckt, die leicht zur Katastrophe hätte werden können, denn auf dem Rumpf liegt eine Spannung von 115 Volt, also roter Alarm, d.h. Lebensgefahr für uns und auch für das Boot. Nach diversen Messungen und Manualstudium hat Andreas das Problem nicht nur gefunden sondern auch fix gelöst, ein kurzes Stück Kabel, zwei Finger lang muss zwischen dem Null-Leiter am Gehäuseausgang und der Schiffserde am Geräteausgang als Bypass montiert werden. Jipiih! Der Strom fließt, alles funktioniert und der Schiffsrumpf ist absolut spannungsfrei. Wir sind überglücklich, das Problem hätten wir alleine nicht regeln können und fachkundige Hilfe ist hier nicht so einfach verfügbar. (siehe elektrische Anschlüsse an den Häusern) Die Spannung vom Schiffsrumpf ist leider übergesprungen und liegt derweil bei uns an, Hose und Hemd spannen deutlich, denn wir haben uns bei Andreas mit einer Sushi-Orgie bedankt. Noch ein kleiner Nebeneffekt unserer landstromlosen Zeit während der Reparaturarbeiten: Columbia läuft dank Solarzellen und Windgenerator völlig autark. So brauchen wir das schwarze Kabel lediglich fürs Kochen (2000 W lassen sich bei uns nicht über einen Konverter erzeugen.)
Das Museum lebt! Balkonkapelle? Hausaltäre, oft an unerwarteten Stellen
Dienstag Mittwoch Donnerstag
Genug geschraubt – seit Montag kommt eine neue Farbe ins Spiel „zona arancione“ (orangene Zone) und gleichzeitig bricht der Frühling aus. Zwar darf man die Stadt noch immer nicht verlassen, doch Spazierengehen und Schlendern sind jetzt ohne triftigen Grund möglich. Wir müssen also nicht unbedingt einkaufen gehen, um etwas Bewegung zu haben.
Rollende Werkstatt Gemüse an jeder Straßenecke Fliegender Händler auf dem Weg zur Arbeit Wasserlieferwagen
Machen wir trotzdem, dabei ist hier immer der Weg das Ziel, wie es so schön bei Konfuzius heißt. Es gibt so viel zu gucken. Da wir unsere Wege häufiger gehen, fallen uns auch Veränderungen auf, nicht das hier etwas schnell geht – schließlich sind wir am südlichen Rand Europas – aber man bewegt sich doch. In der Marina werden Hecken und Rasen geschnitten, Licatas Alleebäume werden gestutzt, die Straßen geteert, Parkplätze markiert, hier und da werden Hausrenovierungen in Angriff genommen. Das Wetter ist frühlingshaft, die Berge kriegen einen frischgrünen Überzug.
Ein Highlight in dieser Woche ist eine kleine Wanderung auf Licatas Hausberg. Ein deutsch-amerikanisches Seglerpaar, das sich in Licata niedergelassen hat, führt unsere internationale Mini-Gruppe durch schmale Gassen nach oben, dort werden wir von wundervollen Ausblicken über die Stadt, das Meer und die Küste belohnt. Kleine und große Anwesen in unterschiedlichsten Erhaltungszuständen verteilen sich locker über die Hügel. Primavera (der Frühling) ist mit blühenden Mandelbäumchen, gelben Trompetenbäumen, rotem Hibiscus, Lavendel, Rosmarin schon mächtig auf dem Vormarsch.
Eine Spezialität ist auch dabei: ein Strauch mit rosa Pfefferbeeren! Der Weg führt an mehr oder weniger gepflegten Privatgärten entlang, negativer Beigeschmack: überall sorgen Wachhunde vom Kampfhamster bis zum Mastiff für Sicherheit, laut bellend können sie den Spaziergänger ganz schön erschrecken. Doch unsere Guides haben sie im Laufe der Zeit „gezähmt“, so klingt das Bellen nicht bedrohlich sondern wie eine freudige Begrüßung, und als Belohnung gibt es ein paar freundliche Worte und ein Leckerchen. Zurück zur Marina geht es am Strand entlang, zur Zeit fast menschenleer – der Blick schweift weit über das Meer. Wir freuen uns, wenn es wieder los geht. Wann und wohin? Steht noch in den Sternen.
Hallo Ihr Lieben,
schön, mal wieder etwas von Euch zu hören. Und wie immer sehr gut gemacht und ausführlich beschrieben.
Bei uns ist der Winter wieder eingebrochen und ich komme gerade vom Schneeschippen ins Haus.
Bin am überlegen ob ich wieder Plätzchen backen soll:-)
Viele, liebe Grüße aus dem verschneiten Pleinfeld
Hallo,
Es ist schön gleichgesinnte Reinke Fahrer zu finden.
Ich habe eine 13 m auch in Alu.
Das Problem mit dem Trenntrafo kenne ich. Meiner hat sich auch verabschiedet. Ich bin Nachts vom Rauch aufgewacht.
Das Problem ist aber nicht der Trafo. Es ist der Sanftanlauf. Sanftanläufer haben in der Regel eine Schaltfrequenz von 1/ min. Die hohen Anlaufströme müssen reduziert werden und werden in Wärme umgewandelt. Wenn also der Landstrom in kurzen Abständen ein und aus schaltet, entsteht viel Wärme, die zum Brand führen können.
Auch das Mastervolt hat einen Sanftanlauf. Bei einem nicht stablilen Landanschluß kann es zu Problemen kommen.
Bei einem Trenntrafo hilft ein Trafoschaltrelais. Das Mastervolt ist aber wohl ohne herkömmlichen Trafo. Ein vorgeschaltetes Schaltzeitrelais würde helfen, eine kürzere Einschaltzeit von 1/min zu verhindern.
Viele Grüße von einem Reinkefahrer.
Josef
Hallo Josef,
herzlich willkommen auf unserer Homepage und Danke für den Tipp mit dem Schaltrelais. Das Projekt kann ich hier aber wohl nicht realisieren. Daher denken wir, energieautark mit dem Boot über den Windgenerator und die Solarzellen zu sein und den Landstrom direkt mit der Küche (Wasserkocher etc.) zu verbinden – das ist für uns ein akzeptabler Kompromiss.
Fair winds
Rosita und Bernd