Taormina und Syrakus

Taormina ist ein Muss jeder Besichtigungstour auf Sizilien. Die Stadt blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück, gegründet von den Sikelern, 400 v.Chr. von den Griechen übernommen, noch später von den Römern und zwischendurch zerstört durch die Araber, alle haben reichlich Spuren hinterlassen. Mit aktuell etwas über 10.000 Einwohnern erstreckt sich Taormina über mehrere Hügel, dadurch ergeben sich traumhafte Aussichten auf das Meer. Nicht nur als Einwohner muss man gut zu Fuß sein, denn die Wege sind steil mit Treppen ohne Ende. Autofahren macht zwar Spaß, aber spätestens wenn man den Wagen parken will, fangen die Sorgen an, denn Parkflächen sind so gut wie nicht vorhanden, die Plätze am Straßenrand sind den Anliegern vorbehalten. Wer es irgendwie noch kann, fährt Motorroller. Wir sind sehr froh, dass uns der nette Vermieter seine Garage unterhalb des Hauses gegen einen kleinen Aufpreis anbietet. Auch sonst haben wir mit unserer Airbnb-Wohnung einen Glücksgriff getan, frisch renoviert und geschmackvoll eingerichtet, auf der großen Sonnenterrasse findet jeder sein Wohlfühlplätzchen.

Hier will man gar nicht wieder weg. Schnell ist man in der Altstadt, die gespickt mit Restaurants und kleinen Läden zum Bummeln einlädt. Direkt gegenüber führt eine Seilbahn von der Oberstadt direkt bis an den Strand.

Berühmt ist Taormina für sein ursprünglich griechisches Amphitheater, in dem gespielt, gesungen, Gedichte vorgetragen und debattiert wurde. Von den Römern ist es erweitert worden, um eben auch Spiele nach römischem Geschmack oder Zeitgeist bieten zu können. Die Lage der Amphitheaters ist spektakulär, auf ein Felsplateau gebaut bietet es imponierende Blicke über die Bucht und auf den Ätna.

Ein Ort mit Flair und toller Akustik – bei unserem Besuch werden für die Sommersaison Sitzreihen für Zuschauer aufgebaut. Eine (Musik) Veranstaltung hier oben mitzuerleben muss etwas ganz besonderes sein. Zwei Tage vergehen wie im Flug, ruckzuck ist alles wieder verstaut und wir sitzen wieder im Auto, Syrakus wartet auf uns. Die bergige grüne Landschaft weitet sich und flache Ebenen mit Getreidefeldern, die schon abgeerntet sind, bestimmen das Bild. Wir passieren ein riesiges Gebiet der Petro-Industrie mit ausgedehnten Hafenanlagen. Naja, die Insel kann nicht nur vom Tourismus leben. Die Luft flirrt – ein bißchen Wüstenfeeling. Es ist Sonntag, das erste Wochenende nach dem Orange – Lockdown. Syrakus lebt auf, es ist viel los auf den Straßen. Unser nächstes Quartier ist auf der Altstadtinsel Ortiga – irgendwo mittendrin.

Die Zufahrt ist eigentlich nur für Einheimische, aber zum Ausladen darf man kurz anhalten. Die kleine Wohnung ist ganz oben, quasi Penthouse, auf vielen Stufen kommt man an ganz normalen Wohnungseingängen vorbei, es wird laut diskutiert, Kinder lachen, es riecht manchmal lecker nach Mittagessen, keine Luxusabsteige – einfach und ursprünglich, aber sauber. Von der kleinen Dachterrasse schaut man aufs blaue Meer und über die Dächer der Stadt. Es gibt viel zu gucken, flatternde Wäsche, gemütliche Balkone, schäbige Installationen, hier und da Solaranlagen, einige Häuser werden renoviert, die Mischmaschine rödelt dazu auf der Dachterrasse. Überhaupt haben wir bei unserer Reise festgestellt, dass man sich nicht vom äußeren Bild täuschen lassen sollte. Hinter einer alten brüchigen Fassade verbergen sich z.T. toll ausgebaute Wohnungen. Syrakus, ebenfalls von den Sikelern gegründet war lange griechisch und ein reiches Macht- und Kulturzentrum mit zeitweise 200.000 Einwohnern also deutlich mehr als heute. Hier war die Wirkungsstätte berühmter griechischer Denker, Platon lehrte hier Philosophie und Archimedes, ein Genie der Mechanik, ersann immer neue Maschinen zur Stadtverteidigung und soll wohl auch die Zahl Pi, diese dimensionslose Zahl 3,14…, definiert haben (bereits 250 v.Chr.!) Eine Zahl der Mathematik, die heute noch jedem Schüler ein Begriff ist oder sein sollte, spätestens wenn es um Berechnungen von Kreisumfängen und -flächen geht. Sonst gibt es „Mecker“ vom Lehrer. Zum Andenken an seinen berühmten Bürger hat die Stadt auf einer Verkehrsinsel eine Skulptur „ Pi „ aufgestellt.

Griechische Anlage mit Kultstätten, Felsengräbern und dem Nympenbrunnen

Mehr Geschichte gibt es im Archäologie-Park zu sehen, wir wandeln durch antike Steinbrüche, in denen die Kriegsgefangenen der Griechen schufteten, bestaunen Tempel und Heiligtümer und umrunden das größte griechische Theater außerhalb des Landes. Das Highlight ist das „Ohr des Dionysos“, eine Höhlenformation mit einer ganz bemerkenswerten Akustik, und und und… Wir haben noch weitere interessante Orte auf unserer Liste stehen. Der Rückweg führt vorbei an Avolo, mit seinen vielen Weingütern, an Noto mit seinen barocken Prachtbauten, zum Mittagessen stoppen wir in Monica und kaufen Schokolade in der ältesten Manufaktur Sizilien.

Ein Extra-Tag geht noch für die Rückgabe des Autos in Catania drauf. Resümee: Die Reise war sehr intensiv, voller Gegensätze und Eindrücke. Sehr viel Glück haben wir bei der Wahl unserer Unterkünfte gehabt und sind sehr netten und sympathischen Vermietern begegnet. Wir kehren daher mit einem weinenden Auge zurück nach Licata, denn auch die Zeit der Winterpause neigt sich dem Ende entgegen. Nun haben wir einiges zu räumen, um aus unserer schwimmenden Wohnung wieder ein Segelboot zu machen. Dann heißt es Abschied nehmen, viele Segler sind schon weg. Die Zeit in Licata behalten wir in guter Erinnerung und werden all die netten Menschen der Seglercommunity vermissen. Danke für die tolle Zeit mit euch! Am 1. Juni legen wir ab und unser erstes großes Ziel wird die Insel Malta sein. Voraussetzung ist jedoch ein negativer Corona-Test, der bei der Einreise vorgezeigt werden muss. Wir sind gespannt und werden berichten. 

One Comment

  1. Monika Bodem

    Danke für die tollen Berichte, Fotos……eine Freude sie verfolgen zu können !
    Ich werde es weiter tun, jetzt wieder von Nottuln aus.
    Toi toi für alle Vorhaben und Ahoi, monika

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