Nachtschlag

nach Lagos. Morgens um halb 11 werfen wir die Leinen los. Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel. Bei der Arbeit auf Columbia geraten wir doch wirklich in Schweiss. Der Atlantik erwartet uns leicht gezähmt mit langen Wellen, der Wind ist schon recht aktiv. Die Wettervorhersage kündigt zwar mässige Windstärken an, durch die Erfahrung der letzten Törns nehmen wir aber erst mal die Stärke der Böen als Normalwind an, heißt bei Bft 4-6, setzen wir zum Groß die kleinere Arbeitsfock – schnell wird Cascais immer „kleiner“. Doch in der Mitte der Tejo-Mündung tauschen wir die Fock gegen die Genua. Jetzt macht Columbia mit 100 qm Segelfläche gut Fahrt. Der Skipper hat ein breites Grinsen im Gesicht – sein Wunsch nach so richtig schönem Segeln wird erfüllt. In Höhe Sesimbra, eigentlich unserem 1. Etappenziel schauen wir uns an, jetzt in den Hafen abbiegen ?- geht doch gar nicht. Nochmal kurz die neueste Windvorhersage geholt – die Entscheidung fällt uns leicht – wir bleiben draußen. Columbia zieht allein ihre Bahn – die langen tiefblauen 3m Atlantikwogen heben uns im Rhythmus von 12 sec rauf und runter – das lässt sich gut aushalten. Ein großer Tümmler springt mal eben an uns vorbei. Als die Dämmerung einsetzt, sind wir weit draußen (20 Meilen) – weit und breit kein anderer Segler zu sehen. In Höhe Sines, dem 2. Etappenziel, ist es schon zappenduster – jetzt noch in den Hafen gehen? – na ja ist nur ne theoretische Frage. Aber ein bißchen näher ans Land steuern wir schon – weiter draußen sind die Wogen wirklich mächtig. Als sich die Skipperin für ein kleines Nickerchen zurückzieht, ist es so weit. Der Skipper braucht zum Wachbleiben mächtig was auf die Ohren. Die Wahl fällt auf die neue CD von David Gilmour -LIVE AT POMPEII- . Geniale Musik von einem überragenden Gitarrengott. Die Müdigkeit hat keine Chance. Der Sternenhimmel mit einer hellen Mondsichel erstrahlt über uns – gigantisch. Gegen Mitternacht schwächelt der Wind. Nachts treiben und auf Wind hoffen? -machen wir nicht und wir nehmen den Jockel (Motor) dazu. Noch 7 Stunden bis die Sonne aufgeht. Zwei Delfine tauchen mit schimmerndem Meeresleuchten unter uns durch – 1000 m tief ist das Meer hier – unendliche Weiten…Die Wachablösung machen wir in bewährtem Rhythmus, heißt nach 10 sm Strecke wechseln wir. Die Nacht ist sehr feucht und mit 12 Grad wärmer als befürchtet. Trotzdem haben wir mehrere Lagen einschl. langer Unterhosen angezogen. Jetzt dauert es nicht mehr lange, bis die Sonne aufgeht, noch nen Kaffee und ne heiße Brühe, Kekse, Knäcke.. Jippi -wir sind wieder unterwegs. Nach der langen Winterpause den Sonnenaufgang beobachten – das hat was.

Wir sind noch immer fast allein, bis auf die frühen Vögel, die Columbia neugierig umkreisen. Land in Sicht – beleuchtet von der aufgehenden Sonne ist die Küste plötzlich wieder da. Es wird wieder schön warm – das Cabo Sao Vicente erreichen wir um 11 Uhr am Morgen – die Südwestspitze des europäischen Festlandes, gegenüber ist schon Afrika.

Cabo Sao Vicente – zur Zeiten Heinrich des Seefahrers das Ende der bekannten Welt

Bei Windstärke 6 biegen wir ab in die Algarve. Bis Sagres schieben uns noch mächtige 4m Wogen, dann wird das Meer allmählich ruhiger und der Wind lässt nach. Die Felsenküste ist zerklüftet dazwischen wunderschöne Sandbuchten, in denen im Sommer geankert wird – lauter Postkartenmotive.

Wir jubeln, als die Hafeneinfahrt in Sicht kommt. Um 16 Uhr machen wir nach 155 sm in der Marina Lagos fest.

Routenverlauf von Cascais nach Lagos

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