In dieser Woche gastieren TP 52 Regattayachten im Rahmen der ausgetragenen World Series in Valencia zu den letzten Rennen der diesjährigen Saison. Die deutsche Yacht Platoon hat im heutigen Race einen beachtlichen 2. Platz in der Endwertung belegt. Der Rolex-Cup ist eine elitäre High-Tech-Veranstaltung, bei der die Schiffseigner ihre Schiffe von den besten Segelprofis über den Parkur jagen lassen. Das beste Material ist gerade gut genug, Kohlefasersegel, Verbundwerkstoffe bei Bootsrumpf und Rigg, Geld spielt überhaupt keine Rolle.
Der völlige Verzicht auf Komfort macht die Yachten so leicht wie möglich, um diese so schnell wie möglich und stets am Limit segeln zu können. Gesegelt wird tagsüber auf einem Dreieckskurs, sowohl gegen als auch mit dem Wind. Die Bucht vor Valencia bietet gute Bedingungen für die Rennen, die in Sichtweite des Hafens abgehalten werden. Die Boote erreichen dabei so hohe Geschwindigkeiten, dass die Rennkommissare (Schiedsrichter) nur mit Powerbooten und PS satt Anschluss halten können. Eine ganz andere und nicht unsere Welt. Der Interessierte findet Details unter dem Stichwort Rolex Cup, Berichte, Filme und Kommentare reichlich im Internet. Sehr abgehoben, sonst würde sich der Sponsor der edlen Zeiteisen für diese Rennserie wohl nicht engagieren. Wir haben den Rummel während der Veranstaltungswoche zuerst nur am Rande mitbekommen. Zuletzt war die Rennserie jedoch in der Werbung und den Medien präsent, die Begleitung per Hubschrauber war nicht zu überhören. Wir waren daher sehr erstaunt, als wir von unserem Yachthafen plötzlich eine Einladung für eine Rolex Cup „Beer and Sailing Party“ erhielten.
Sonst nur in kurzen Spots in Fernsehreportagen zu sehen, haben wir die Gelegenheit gern ergriffen, an einem solchen Event teilzunehmen. War schon interessant, wir haben uns in feines Tuch gezwängt und sind aufgelaufen. Riesige Leinwände mit Zusammenschnitten der Rennhöhepunkte, warmes Buffet, Köche die nachreichten, Getränke ohne Ende, man musste nur mit den Fingern schnippen und schon sind Kekse gereicht worden. Beim Small-Talk haben wir bemerkenswerte Bekanntschaften gemacht. Nicht so unsere Sache – für uns Fahrtensegler aus dem Sauer-/Münsterland – schön wars trotzdem, sich mal wichtig zu fühlen und mal einen auf dicke Hose zu machen. Bedauerlicherweise haben wir kurz vorher den Kauf einer „echten Rolex“ präsentiert von einem vertrauenserweckenden Schwarzafrikaner im matt glänzenden Mantelfutter abgelehnt. Ein ganz anderer High Tech Racer aus früheren Zeiten liegt am Besucherkai, ein Nachbau der Santa Maria, das Schiff mit dem Columbus Amerika entdeckt hat. Er ist mit drei Schiffen losgefahren, der Pinta, Nina und der Santa Maria. Vor einem Jahr in Baiona haben wir den Pinta-Nachbau leider verpasst. Das Schiff liegt dort im Sommer an einem eigenen Besuchersteg, war bereits ins Winterlager geschleppt worden, so dass die Besichtigung ausfallen musste.
Umso kontrastreicher wirkt heute die Besichtigung der Santa Maria. Unglaublich, in dem Schiff steckt das Holz eines ganzen Waldes, schwer, unbeweglich, klotzig, mit einem bedenklich hohen Schwerpunkt liegt es am Kai. Die Pinnensteuerung erlaubt dem Steuermann keinen freien Blick auf den Horizont, ein Rätsel, wie so gesteuert worden ist. Das Schiff hat wie bei den nebenanliegenden Rennseglern der Besatzung keinerlei Komfortausstattung. Es wurde geschlafen, wo Platz war, mit den Quersegeln konnte nur vor dem Wind gefahren werden, aufkreuzen war damals nicht möglich. Zudem ist Columbus, weil er es nicht besser wissen konnte, auch noch in der Hurrikanzeit gestartet. Nun ja, ist ja bis zu seiner 4. Reise auch gut gegangen.
Die Präsentation im Bauch der Santa Maria gibt mit erklärenden Grafiken und der Ausstellung z.B. der wichtigsten Werkzeuge, der Navigationsinstrumente, des Proviants einen groben Einblick in das harte Leben und Arbeiten an Bord.
Hinter den Kulissen ist das Schiffsmodell mit moderner Technik ausgestattet, denn für Interessierte werden Mitsegelmöglichkeiten angeboten. Eine Segelreise führt z.B. von Valencia nach Malaga und dauert 4 Tage, wobei nonstop gesegelt wird.