Costa del Sol und fast ein Seenotfall

Nach unserem Ausflug nach Tanger haben wir noch zwei Tage an Bord der Columbia und im ruhigen Umfeld von La Linea gebraucht um zu trödeln, auszuschlafen und die ganzen Eindrücke zu verarbeiten, wir fühlen uns wie benommen. Mit frischem Wind haben wir am Mittwochmorgen den Kurs Richtung Malaga gesetzt.

Die auf Reede liegenden Berufsschiffe waren schnell umschifft und mit idealem Wind segeln wir nach Puerto Banus/Nobelhafen von Marbella. Eigentlich wollen wir vor dem Hafen in einem ausgewiesenen Ankerfeld ankern, doch leider steht bei unserer Ankunft der Windmesser beständig bei 22 Knoten, Windstärke 6 – also ab in den geschützten Hafen. Obwohl die Marineros beim Anlegen helfen und auch die Anmeldeprozedur sehr höflich und nett abläuft ist dies ein Hafen, wie wir ihn überhaupt nicht mögen.

Puerto Banus (Marbella)

Die Meile vor dem Hafen ist gepflastert mit Nobelboutiquen und Edelrestaurants. Der Blick auf High Heels umherstolzierende, leichtbekleidete Damen verschafft uns ein frisches Update auf die zur Zeit aktuellen Trends der Tattoo- und Pircingkunst. Am Fahrbahnrand parken Porsche, Bentleys und sonstige Edelgefährte. Wenn man irgendwie wichtig ist, muss man hier ein Boot oder Eigentum haben. Für den Liegeplatz zahlen wir ohne Strom (wobei man den Verbindungsstecker erst noch umschrauben müsste) und ohne WiFi (kriegen wir nicht ans laufen) stolze 68 Euronen für die Nacht und dafür hat die Dusche, die im hintersten Winkel des Werftgeländes untergebracht ist, nur Kaltwasser.

Also nichts, was zum Bleiben animiert, so dass wir uns am nächsten Tag unter Motor nach Fuengirola vorarbeiten. Kurz vor dem Hafen kommt völlig überraschend noch ein Delphin ans Boot. Hier finden wir vor dem Hafen einen rundum geschützten Ankerplatz und alles ist gut –  bis wir fast zum Seenotfall werden. 

Sekunden später bricht Hektik aus

Wir beide liegen mit einem Drink in der Hand auf den Cockpitbänken und geniessen den Ausblick, als plötzlich die automatische Bilgepumpe anspringt, d. h. es läuft Wasser ins Schiff, das abgepumpt wird. Ein Blick unter die Bodenbretter – die Pastavorräte des Skippers schwimmen bereits auf. Einen Finger eingetaucht und probiert – ein ernstes Problem, Salzwasser!! Wassereinbruch ist neben Feuer der SuperGAU auf Schiffen. Wie wir später feststellen, hat eine Mineralwasserflasche den Schwimmer der Bilgepumpe blockiert, so dass die Pumpe erst angelaufen ist, als die Flasche aufgeschwommen ist und das Wasser schon recht hoch stand. Jetzt kommt Hektik auf, das Wasser muss raus und dann ganz schnell die Stelle finden, an der es eindringt. Unser Zuhause sieht nach kurzer Zeit aus, als hätte die sprichwörtliche Bombe eingeschlagen. Wir besprechen das weitere Vorgehen, notfalls brauchen wir Pumpenunterstützung von der Marina oder der Feuerwehr. Beim Öffnen des Motorraumes wird das ganze Ausmass deutlich, der Motor steht mit der Unterseite bereits im Wasser, dass sich von dort bis ins Vorschiff ausbreitet. Schnell einige Eimer herausgeschöpft, mit der manuellen Bilgenpumpe pumpen bis der Arzt kommt, dann Fehlersuche: Verdachtsstellen wie Logge, Toilettenventil, Seewasserzulauf zum Motor, Auspuffanlage  und alle Zuleitungen schließen, per Zufall entdeckt der Skipper die Schadensstelle an der Wellendichtung, dort zeichnet sich eine Wasserströmung ab. 

Die Verschraubung der Stopfbuchse hat sich gelockert und damit hat sich der Pressdruck auf die Dichtungen an der Antriebswelle verringert, ein stetiges aber durchaus kräftiges Rinnsal ist die Folge. Der Skipper schraubt im Wasser stehend, die Skipperin pumpt mit allen Pumpen und schöpft und schöpft bis wir den Kampf gewonnen haben. Die nächsten zwei Tage vergehen damit alle Bodenfächer auszuleeren, auszuwaschen (weil Salzwasser klebt so schön und schimmelt schnell) und zu trocknen. Der nächste Morgen mit dem Motortest bringt Gewissheit – nochmal gut gegangen. Columbia ist wieder trocken. Das brauchen wir aber auch nicht noch einmal. Am nächsten Tag pustet völlig unerwartet frischer Wind aus West, wir gehen Anker auf und ergreifen die Chance weiter entlang der Costa del Sol zu segeln. Diese besteht nicht nur aus Sandstrand, denn sofort dahinter zeigt sich die grandiose Berglandschaft der Sierra Nevada deren höchsten Berge auf den Spitzen noch mit Schnee bedeckt sind, bis zur Marina del Este.

Im letzten Büchsenlicht lassen wir in einer vermeintlichen Traumbucht neben dem Hafen auf 12m Wassertiefe den Anker fallen. Der Wind schläft in der Nacht ein, dazu läuft eine leichte Dünung in die Bucht, so dass sich Columbia parallel zu den einlaufenden Wellen legt. Eine üble Rollerei ist die Folge,  d.h. nicht nur das Schiff schaukelt hin und her, sondern alle Gegenstände an Bord, die lose sind (klappert und scheppert ohne Rhythmus) an Schlaf ist nicht zu denken, auch wir rollen auf der Matratze hin und her, selbst die inneren Organe bewegen sich. Unter diesen Umständen dauert die Nacht eine Ewigkeit. Der neue Wetterbericht am Morgen sagt für die nächsten Tage steifen Wind (Bft 7) aus West vorher.

Überraschungsbesuch

Also nichts wie weg  – in die 10 sm entfernte Marina von Motril, wir werden erst einmal ausschlafen und dann neue Pläne schmieden.

2 Comments

  1. Sinja

    Da habt ihr aber nochmal richtig Glück gehabt! Wenn das auch noch in der Nacht passiert wäre… Anscheinend gibt es immer eine Kleinigkeit zu reparieren, hätte ich nicht gedacht. Wie gut, dass ihr die Columbia so gut kennt und den Fehler schnell gefunden habt. Das hat bestimmt auch hungrig gemacht? Wie gut, dass die Nudeln schon im Salzwasser lagen, da musste man sie ja nur noch erhitzen. 😜 Viel Glück weiterhin und immer ne handbreit Wasser unterm Kiel und nicht im Kiel!

  2. Pingback: Technik-Ecke - 7 Jahre 7 Meere

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