Ausflug mit Mohammed

Die Medina und die Kasbah haben wir rauf und runter, kreuz und quer durchlaufen, wo bin ich ? – hier sind wir doch gerade eben schon mal lang gegangen….Der Obsthändler hat mich glatt wiedererkannt und nett gegrüßt! Überraschenderweise finden wir auch ohne Google Map zurück. Zugegeben, das eine Mal hat uns ein junger Mann erklärend durch die verwinkelten Gassen geführt, die irgendwie im Teppichladen des Onkels endeten, doch auch ohne Teppichkauf hat er uns für eine kleine Spende zurückgebracht. Heute Abend haben wir ihn auf dem Weg zu einem Restaurant zufällig wiedergetroffen. Er hat uns sofort erkannt und mit den Worten: „Guten Abend, Deutschland!“ gegrüßt, ein Schlitzohr aber ein netter Typ. Jetzt sind wir neugierig auf Tangers Neustadt und die nähere Umgebung, daher greifen wir heute auf das Ausflugs-Angebot von Mohammed zurück.

Mohammed unser Führer mit seinem Auto

Vorab wird der Preis ausgehandelt und wir erklären, dass wir keinen Teppich und keine Lederklamotten gucken wollen. Heute ist Freitag, der Sonntag der Moslems, die große Moschee in Tanger mit je 1000 Plätze für Männer und Frauen, (die Geschlechter beten getrennt) ist voll, viele Gläubige finden keinen Einlass mehr und beten draußen. Straßen sind im Vergleich zu sonst leer. Wir verlassen die Stadt auf prachtvollen Boulevards, mit unverbaubarem Blick auf den Atlantik residieren in zahllosen Palästen die Könige. Mohammed VI von Marokko und Familie, der König von Saudi-Arabien und der Scheich von Kuwait sind Nachbarn, aber nur im heißen Sommer. Viel Personal pflegt und bewacht die Anwesen.

Schweine haben es gut, keiner da, der ihnen was tut. Die Wildschweine werden nicht gejagt, da Schweinefleisch als unrein gilt, wird es nicht gegessen. Sie vermehren sich daher bis zur Plage.

Schon bald wird die Bebauung dünner, wir fahren durch grüne Hügel, dahinter ragen die Ausläufer des Atlasgebirges auf, an die felsige Küste spült der smaragdgrüne Atlantik. An Badebuchten mit feinem Sand residieren Touristen in dezent gehaltene Urlaubsresorts Tangers Atlantikküste ist aufgeräumt, bepflanzt, gepflegt und von Promenaden gesäumt.

Jetzt in der Zeit des Ramadan sind kaum Touris da. Mohammed genießt es offensichtlich uns die schönsten Stellen zu zeigen und ist stolz auf seine Stadt: hier gucken, Foto machen! Die Grottes d’Hercule sind eine besondere Sehenswürdigkeit, in prähistorischer Zeit ist hier Kalk abgebaut worden.

Da wir nun schon mal in der Nähe sind, fährt Mohammed mit uns zum Platz seines Kumpels, der Dromedare züchtet und kleine Trips mit Touris anbietet. Die Tiere scheinen sich wohl zu fühlen, denn sie haben reichlich Nachwuchs hervorgebracht, der ganze Stolz aber auch das ganze Betriebsvermögen des Kleinbetriebes. Auffällig ist, wie rücksichtsvoll der Eigentümer mit den Tieren umgeht, weder Peitsche noch Stock werden geschwungen, sondern ein kleiner Klapps hier, ein Pfiff oder Zuruf reichen und die Tiere reagieren so wie gewollt, wie gut erzogene Hunde. Sie suchen den Kontakt zu ihrem Eigentümer und werden von ihm getätschelt. Wir haben die Wüstenschiffe völlig aggressionlos kennengelernt.

Ganz anders als wir es erwartet hatten, dachten wir doch erwachsene Tiere seien eher dumm und störrisch. Die Kleinen jedoch sind echte Schmuser mit weichem Fell, während man bei den Alttieren eher das Gefühl hat, mit der Hand über eine Drahtbürste zu fahren. Mohammed hat wohl zufälligerweise einen Zeitpunkt erwischt, zu dem nur wir auf dem Platz waren. So sind wir völlig unerwartet zu einem Proberitt auf den Kamelen gekommen mit Fotosession vom Kamelführer selbst, den Atlantik im Hintergrund. Und wie fühlt sich das an? Schiff ist Schiff und wenn es nur ein Wüstenschiff ist, ansonsten laufen Dromedare so wie Yachten bei Windstärke 7 segeln. Am letzten Abend essen wir außerhalb unseres Hotels in einem 5 Tische Restaurant bei Einheimischen einen leckeren Fischeintopf und werden aufmerksam umsorgt. Zuvor haben wir gemeinsam mit vielen Bewohnern auf der Stadtmauer auf den Sonnenuntergang gewartet.

Warten auf den Sonnenuntergang

Viele Familien haben in den Grünanlagen ein Picknick vorbereitet und warten mit uns auf den Ruf des Muezzins, der offiziell verkündet, dass nun gegessen und getrunken werden darf. Da haben viele aber schon Gabel und Messer in der Hand und können es kaum noch abwarten. Tagsüber darf auch nicht geraucht werden, eine schwere Bürde für den einen oder anderen Süchtigen. Was nun zuerst, essen oder rauchen, zumal man ja beim Rauchen einiges aufzuholen hat, wenn man den ganzen Tag ausgesetzt hat. In unserem Restaurant hat sich ein Besucher schon mal mehrere „Tüten“ auf Vorrat gedreht, rauchen war ihm wichtiger als essen. Während wir unsere Mahlzeit, Tajine mit Fisch, genießen, raucht er seinen Vorrat auf. Wir sind satt und er schielt- der Haschischkonsum zeigt erkennbar Wirkung, er kann sich nun entspannt dem Essen widmen. Was ein Stress!

2 Comments

  1. Henrik

    Junge, Junge, ihr erlebt aber das volle Programm! Dass ihr dabei – anscheinend ohne mit der Wimper zu zucken – ganz nebenbei noch einen bravourösen Hilde-Gedächtnis-Ritt im Wüstensand absolviert, setzt der ganzen Tour wahrlich die Krone auf. Hut ab!

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