Columbia steht hoch und trocken

Eigentlich sollte Columbia schon am Donnerstag raus, doch ein dicker Thunfischtrawler hängt noch im Kran, Berufsschifffahrt hat eben Vorrang. So hat sich der ganze Zeitplan verschoben.

Eine Böenwand mit reichlich Wind und nachfolgendem Regen nähert sich

Am Wochenende ist das Wetter dann so garstig geworden, dass an trockenes Arbeiten am Schiff nicht zu denken war. Endlich dann am Dienstag um 7.30 Uhr legen wir ab, einerseits ist das für unsere Verhältnisse erbärmlich früh und mit 6° C a..kalt, anderseits sind wir heilfroh, dass es so früh losgeht, denn schon um 11 Uhr bläst es mit Windstärke 7. Da ist Columbia aber schon gekrant worden und steht auf dem Dockgelände. Der 300 t Werftkran hat sich unser Schiffchen mit seinen „mickrigen“ 11 Tonnen mal eben locker und ohne Anstrengung „zur Brust“ genommen.

Zuletzt waren wir in Valencia auf dem Dock. Seitdem ist viel passiert und an der Steuerbordseite löst sich leider in Höhe des Wasserpasses die Rumpffarbe. Wir haben noch einige Dosen Originalfarbe dabei und die kommen jetzt zur Anwendung. Neben den Farbarbeiten geht die übliche Routine los. Der Antifouling-Anstrich muss erneuert und die Opferanoden getauscht werden. Auf dem Schiffsrumpf haben sich Muscheln, Algen, Seeanemonen und andere Glibbergewächse niedergelassen, sich fleißig in großflächigen Kolonien ausgebreitet und zahllosen kleinen Meeresbewohnern wie Krebsen, Minigarnelen und Fischen Nahrung und Unterkunft gewährt.

Selbst der Propeller ist so zugewachsen, dass eine Reinigung durch einen Taucher erforderlich wurde, bevor wir ablegen konnten. Wir haben unser Schiff „in Pflege“ gegeben, da in der Werft eigenes Arbeiten am Schiff nicht gern gesehen wird, das Personal will und muß schließlich beschäftigt sein.

Wir sind in eine schmucke aber kostengünstige Ferienwohnung mit Meerblick auf dem Marinagelände umgezogen – wegen der Corona-Reisebeschränkungen stehen die Fewos hier eh alle leer – und wir genießen den Luxus von meterweise Platz – auch nach oben, nicht wackelnden Einbauten und einem Badezimmer, in dem man mal so richtig Platz und Wasser im Überfluss hat. Die Skipperin nutzt die Zeit für persönliche Verschönerungsarbeiten. Friseursalons sind zur Zeit geöffnet und so lässt sie sich mal wieder frei schneiden.

Außer unserer täglichen Wanderung zum Werftgelände haben wir nichts weiter zu tun. Wir verabreden uns mit unseren Freunden zum Sundowner am Strand und feiern den Beginn der Sommerzeit mit einem gemütlichen Angrillen.

Dabei wird der neue Lotusgrill unserer Freunde ausgiebig getestet. Ergebnis: Er geht ab wie der Ätna – sehr empfehlenswert! Die Besonderheit – ein batteriebetriebenes Gebläse bringt die Holzkohle in 3-4 Minuten zum Glühen. Kleiner Tipp: die Beilagen müssen vorher vorbereitet sein: Beim Männergrillen heißt das, die Tube Senf schon mal aufschrauben und die Kanne öffnen.

Eindrucksvoller nächtlicher Ausbruch

Apropos Ätna: Der Vulkan ist weiterhin sehr aktiv und bricht regelmäßig alle 3 – 4 Tage aus. Wir sind Luftlinie ca. 200 km entfernt und fühlen uns sicher. Nachdem, was man so in den Nachrichten sieht und liest, gilt der Vulkan Siziliens als nicht gefährlich, da er im Gegensatz zum Vesuv oben geöffnet ist.

Ein Druckanstieg in der Magmakammer des Ätna findet wie in einem Dampfkochtopf oben ein geöffnetes Ventil, durch das der Druck entweichen kann. Ab und zu können wir bei gutem Wetter von unserem Hafen aus die kilometerhoch aufsteigenden Eruptionswolken sehen. Von den Asche-Niederschlägen sind wir bisher nicht betroffen, da seit Ausbruchsbeginn beständiger West- oder nördlicher Wind weht. Für die Ortschaften und Häfen östlich des Ätnas sieht das ganz anders aus, wie Pressefotos schaurig schön dokumentieren. Die Boote in den Häfen sind schwarz eingepudert und selbst das Wasser ist schwarz, denn die Asche schwimmt oben auf. Landwirte mit Viehwirtschaft sind echt gebeutelt, da die Tiere auf den Weiden nichts zu fressen finden. Die Aschemassen auf den Straßen werden wie Schnee von den Räumfahrzeugen beseitigt, mit dem Unterschied, dass die schwarze Pracht nicht schmilzt. Wohin damit? Die Bewohner tragen nicht nur wegen Covid durchgängig ihre Atemmasken, denn die Stäube des Ascheregens gelten als sehr ungesund. Auf der Webcamseite www.skylinewebcams.com und der Homepage www.vulkane.net kann man live dabei sein, wenn es wieder brodelt.

Während der Ausbruch des Ätna fast schon berechenbar ist, sind es die Neuigkeiten rund um Covid und die Impfkampagne nicht. Immerhin nimmt die Pandemiebekämpfung in Italien endlich Fahrt auf. Während unter dem Ex-Ministerpräsidenten Conte viel geredet wurde, wird unter der neuen Regierungsführung von Ministerpräsident Draghi stringent an der Problemlösung gearbeitet. Rom gibt die Regeln vor und die Provinzgouverneure können innerhalb der gesetzten Grenzen für ihre Region entscheiden, ob noch schärfere Maßnahmen nötig sind, abschwächen dürfen sie diese jedoch nicht. Beim Ansteigen der lokalen Ansteckungszahlen sind sie ermächtigt auch einzelne Städte und Gemeinden herunterzufahren, so sind zurzeit 20 Ortschaften auf Sizilien für 14 Tage in den totalen Lockdown geschickt worden. In der Statistik des Infektionsgeschehens steht Sizilien insgesamt gut da, trotzdem werden wir mit den wenigsten Infektionen italienweit, den gesamten Monat April in der orangenen Zone verbringen müssen, in der u.a. das Herumreisen verboten ist. Gut, dass wir schon im Tal der Tempel und in Palermo waren. Sobald genug Impfstoff zur Verfügung steht, werden nach Regierungsverlautbarung alle Ärzte, auch Hausärzte, Zahnärzte usw. aber auch Apotheker aktiv impfen. Darüberhinaus sollen viele kleine Impfstationen „dezentral“ in den Kirchen! eingerichtet werden, so sind die Wege besonders für die älteren Menschen kurz und vertraut. Erwähnenswert finden wir die Aussage, dass, wenn genug Impfstoff vorhanden ist, 24 Stunden am Tag durchgängig geimpft werden soll. Auch wir als Ausländer sehen Licht am Horizont. Alle impfwilligen Segler in unserem Hafen haben sich in eine Liste eingetragen können, die an das „Kreis“- Gesundheitsamt in Agrigento übermittelt wird. Wir sind sehr gespannt und hoffen im April einen Impftermin zu bekommen. Wie in Deutschland wagen wir noch keine weiteren Reise-/Törn-Planungen. Alles offen! Liebe Leser bleibt gesund!

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