Azorenhoch

Zum Monatswechsel haben wir angekündigt, uns bald auf den Weg Richtung Algarve zu machen. Das wird sich jedoch noch weiter verzögern. Ein stabiles Azorenhoch hat sich mit seinem Kern dahin zurückgezogen, wo man es dem Namen nach auch vermuten darf, nämlich zu den Azoren. (Die Lage besagten Hochs ist auch in Deutschland immer wieder Grund zu ausschweifenden Erklärungen der Wetterfrösche von schlechtem Wetter, zumindest im Winterhalbjahr.) Die portugiesische Küste liegt am Ostrand des Hochs, das sich lehrbuchmäßig verhält. Während es im Hoch außer thermischen Effekten nahezu windstill ist, fließt die senkrecht eingeströmte Luft an den Rändern aus dem Hoch heraus. Seit einer Woche bläst es und es wird wohl auch noch längere Zeit weiter blasen, in Böen zwischen 6 und 8 Beaufort.

Tagsüber lacht die Sonne vom fast wolkenlosen Himmel, die Fahnen hier im Hafen stehen wie Bretter im Wind, bei einfallenden Böen hat Columbia sogar im Hafen Schräglage. Nachts ist es deutlich kühler geworden und unser elektrischer Heizlüfter kommt zum Einsatz. Insgesamt eine Wetterlage in der wir nicht freiwillig unser kuscheliges Hafeneckchen verlassen werden. Das soll sich jetzt nicht nach Jammern anhören, wir wohnen hier im Paradies mit 14° C im Schnitt und ab und zu mal Wolken; wir wurden schon an deutlich weniger schönen Plätzen eingeweht. Ansonsten sind alle Wartungsarbeiten abgeschlossen, es ist geschraubt, was noch zu schrauben war, bis auf die Feder der Cockpitwinsch, die noch auf dem Postweg ist. Kurzum wir sind startklar. So machen wir weitere Erkundungen in unserer Umgebung. Für Lissabon-Touristen ist die Stadt Sintra ein Muss auf der Besichtigungsliste. Von Cascais aus ein Katzensprung – Google-Map veranschlagt knapp 4 Stunden Fussweg. Wir wählen alternativ die Fahrt mit dem Bus und das war gut so. Es geht nämlich ins Gebirge, über Serpentinen und durch sehr enge Dorfstraßen (der Bus hat einige Male zurückgesetzt, um die Kurve zu kriegen.) Auf dem Weg dorthin steigen wir am Cabo da Roca mit seinem Leuchtturm aus.

Erhaben steht die Anlage hoch über dem tosenden Atlantik – da unten sind wir mit Columbia vorbeigesegelt – „Deubel“, der Atlantik mit seinen Wellenbergen flößt uns nun bei Sturm selbst aus der Entfernung mächtig Respekt ein. Weiter gehts zum Paläste-Hotspot „Sintra“, zahlreiche Paläste, Quintas, Villen gibt es zu besichtigen. Unser Favorit das Castelo dos Mouros – eine restaurierte Burganlage aus der Zeit der Mauren, 10. Jahrhundert mit Fundamenten aus der Bronzezeit. Auch hier könnte man angeblich in einem gemütlichen Waldspaziergang zur Burg aufsteigen. Allein schon der Blick vom Centro Historico zur Bergspitze in den Wolken – wir quetschen uns in den Bus, die meisten Mitfahrer sind Asiaten, da passen dann entsprechend mehr Passagiere rein.

Mit Beginn der Errichtung um 1000 nach Christus ist das Bauwerk über die Zeit beständig vergrößert worden, wurde vergessen, dann wieder erobert, erlebte einige nicht friedliche Besitzerwechsel und nimmt heute eine ganze Bergspitze ein, die man über einen Wehrgang umrunden kann. Dabei ist Schwindelfreiheit Voraussetzung – an einigen Aussichtspunkten geht es hinter einer nur hüfthohen Mauer gleich mehrere hundert Meter senkrecht nach unten. Zuviel für eine überraschend große Zahl von Besuchern, die die Umrundung abbrechen mussten.

Eine Vielzahl von Aussichtstürmen mit einem fantastischen Blick auf den Atlantik, unterirdischen Zisternen, Ausgrabungsstücken und anderen interessanten Präsentationen runden den Besuch ab – sehr empfehlenswert!

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