Rota und Cadiz

In der neu ausgebauten Marina Rota am Rand der Altstadt fühlen wir uns wohl, alles ist neu und propper. Das Duschhaus gehört uns allein, denn wir sind die einzige Crew, die im Hafen auf einem Boot wohnt. Die anderen Schiffe sind, bis auf die Fischerboote noch eingewintert. Die Fischerei ist in vollem Betrieb. Von unserem Liegeplatz aus beobachten wir, wer wann rausfährt, was gefangen worden ist – alles läuft in völlig entspannter Atmosphäre ab, auch wenn mal, mal glaubt es kaum, ein Anlegemanöver erst beim x-ten Versuch klappt.

An die Marina schließt eine kleine Bar- und Restaurantmeile an, hier wird der frische Fisch sofort verarbeitet – sehr lecker. Ansonsten treffen sich hier während der Woche die enkelhütenden Omas und Opas auf einen Plausch. Rota ist ein Ort fast ohne ausländische Touristen mit unverfälscht temperamentvollem spanischen Leben. Die feine palmengesäumte Strandpromenade ist wochentags fast menschenleer.

WiFi gibt es nur in der öffentlichen Bibliothek. Im alten Stadtviertel um Burg und Kirche finden sich in den Gassen alle wichtigen Fachgeschäfte. Das Sortiment geht häufig über das eigentlich zu erwartende Spezialangebot hinaus. Parfümerie, Gartenzubehör und Küchenartikel als „Drogeria Alegre“ unter einem Dach ist echt der Hit – der Laden ist immer voll, die Bedienung hilft jedem Kunden dem Angebot entsprechend vielfachlich. Im kleinen Supermarkt werden wir ausgesprochen freundlich bedient, an der Fleischtheke hört der Metzger beim Versuch, zwei Schnitzel auf spanisch zu bestellen, sofort meine deutsche Herkunft heraus und gräbt aus seiner Zeit in Augsburg einige Brocken Deutsch aus. Ich bin ganz gerührt. (Die beiden Schnitzel kosten 1,82€.) Die Altstadt ist so verwinkelt, dass wir bisher nie den gleichen Weg zum Supermarkt gegangen sind – dafür haben wir andere kleine Entdeckungen gemacht. 

Cadiz

Unser großes Ausflugsziel ist jedoch Cadiz, die alte Hafenstadt ist mit dem Bus oder der Trimaran-Fähre, die hier in der Marina startet, leicht erreichbar. Bei unserem ersten Besuch laufen wir staunend durch die Altstadtgassen von Cadiz und fühlen uns an Sevilla und Lissabon erinnert. Platz ist ja bekanntlich in der kleinsten Hütte und so auch hier, Läden mit dem vollen Sortiment an Lebensmitteln, frischen Eiern bis hin zum Flamencokleid auf 5 x 5 m Verkaufsfläche.

Es gibt wieder viel zu sehen und noch mehr zu bestaunen. Im Hafen liegt ein Kreuzfahrtschiff am Kai und so treffen wir beim Schlendern durch die Straßen auch auf den einen oder anderen Kreuzfahrer. Wir finden es ausgesprochen peinlich, wie manch eine/r hier rumläuft und geschmacklos bekleidet beim Essen in den Lokalen oder zur Besichtigung einer Kathedrale erscheint. So würden wir nicht im Dunkeln übern Campingplatz laufen. Egal, muss es wohl auch geben, für uns wäre so eine Schiffsreise nichts. Wir fühlen uns recht privilegiert mit nur zwei Personen auf Columbia die schönsten Plätze ansteuern zu können, dass dabei der All-in-Service eingeschränkt ist und die Gruppenanimation mangels Masse entfällt, halten wir gut aus. Cadiz ist vor über 3000 Jahren von den Phöniziern gegründet und im Laufe der Geschichte von Römern und Mauren besiedelt worden, überall sind die Zeugen der nicht immer friedlichen Vergangenheit sichtbar. Teile der Stadtmauer stehen noch, die dem Kölner Dom ebenbürtige Kathedrale und diverse Kastelle, Geschützstellungen zeugen von der wechselvollen und gewalttätigen Vergangenheit. Das Castillo San Sebastian, als Außenposten mit Leuchtturm auf einem Riff errichtet, ist über eine breite Mauer mit der Stadt verbunden, die heftigen Frühjahrsstürme haben ganze Abschnitte herausgebrochen, so dass eine Besichtigung sehr zum Kummer des Skippers nicht möglich ist.

Der Rückweg zur Fähre führt uns an der großen Markthalle vorbei, mit der Aussicht auf schnelle Leckereien/Schweinereien (a la Lissabon) hat sich der Skipper trotz unklarer Googlemap Streckenführung nicht verirren lassen und hat umgehend „Chicharrones espezial „ (= gebratener Schweinebauch) geordert. Gut, dass er nicht am Nachbarstand bestellt hat!!

Natürlich darf zum Abschluss der Schlenker zum Obst- und Gemüsestand nicht fehlen; für unglaubliche 3,82€ haben wir einen Blumenkohl, eine Aubergine, eine Zuccini und 1 Kilo Erdbeeren erstanden. Nach Hause rauschen wir wieder mit der Fähre, bei Sonnenschein über blaugrünes Wasser. Wir kriegen nicht genug davon.

 

3 Comments

  1. Monika

    Hallo aus der “Randregion” Spanien,s,
    Erwarte stets mit Spannung die neuesten Reiseberichte mit Eindrücken von Land und Leuten.
    Da werden viele Erinnerungen wach.
    Weiterhin “gute Fahrt und steife Briese !”
    Monika

  2. Henrik

    Ganz tolle Eindrücke habt ihr niedergeschrieben und wirklich schöne Fotos gemacht! Die in fremden Gewerken assistierende Zahnarzthelferin hätte hierzulande selbstverständlich einen Verwarnungsbogen von der Berufsgenossenschaft im Briefkasten vorgefunden. 😆
    Ihr geht mit wachen Augen durch die engen Gassen … ein deutliches Zeichen der Entspannung. Genießt es! Liebe Grüße aus der Heimat

  3. Dody

    Rosita & Bernhard, macht mir echt Spass Eure Berichte zu lesen! Es freut mich einfach riesig dass da endlich mal wieder jemand ist der mit offenen „Kinderaugen“ seine Umgebung bestaunt, Details entdeckt und sich darueber freut, die den im Sauseschritt vorbeihuschenden Reisenden – ob zu Land oder unter Segeln – mangels Zeit komplett verschlossen bleiben. Macht weiter so, und geniesst aus vollem Herzen!

    Fair winds xxx
    Dody

    PS: Ist kein Hundefleisch was da angeboten wird und Curro ist vermutlich der Name des Eigners und El Mordito der Name von seinem felligen Freund. Der Inhaber hat lediglich seinen geliebten felligen vierbeinigen Freund in das Logo seiner Bar mit aufgenommen :-D!

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