Nach unserer Rückkehr haben wir unser Boot unversehrt vorgefunden und nach zwei Tagen Räumerei waren alle Sachen wieder verstaut. Nun haben wir wieder Lust auf neue Entdeckungen und „Abenteuer“. Während unserer Abwesenheit haben mehrfach starke Weststürme getobt. Die Hinterlassenschaften am Strand waren bei unserer Rückkehr noch nicht beseitigt. Erstaunlich ist die riesige Menge Treibholz, darunter ganze Baumstämme, die an den Strand gespült wurden, erschreckend dazu jede Menge Müll und Plastik.
Noch heute ist die gepflasterte Strandpromenade streckenweise mit Sand zugeweht, der „Räumdienst“ hat das Problem zwar erkannt, aber wir sind schließlich in Süditalien, da ticken die Uhren deutlich langsamer. Im Treibholz fällt unser Blick plötzlich auf ein verendetes Stachelschwein, für dessen Auftauchen wir so spontan keine Erklärung haben und uns erst einmal schlau machen müssen. Unsere Nachforschungen ergeben, dass Stachelschweine hier nicht heimisch waren, sondern von den antiken Römern aus Afrika als Delikatesse eingeführt worden sind. Doch einige Tiere sind dem Bratspieß oder Kochtopf entkommen und seitdem gibt es in Italien, insbesondere südlich der Toskana, eine stabile Population. Da es sich um nachtaktive Tiere handelt, kommt es nur selten zu direkten Begegnungen zwischen Mensch und Tier. Sie lieben Obst und Gemüse, obwohl sie auch Aas nicht verschmähen. Wenn sie jedoch ihre Leibspeise „Weintrauben“ wittern, gibt es kein Halten mehr. Ein Gartenzaun ist dann kein Hindernis, gelten sie doch als Meister im Bau von Tunneln und Gräben. Somit ist nicht jeder Landwirt oder Gartenbesitzer ein Freund dieser Tiere. Im Internet haben wir vieles über die Tiere gelesen, höchst interessant – man lernt nie aus.
Jetzt im Winter können wir Rom so richtig genießen, denn die Touristenmassen sind noch nicht hier und die Temperaturen sind angenehm. Neben so einigen Museen stehen die Katakomben auf unserer Besichtigungsliste.
Laut unserem Schmalspurwissen aus dem Geschichtsunterricht von damals sollen sich hier die Christen vor ihren Verfolgern versteckt haben. Wir steigen in die Katakombe von San Sebastian hinab.
Leider absolutes Fotografierverbot, doch können wir eine solche Besichtigung allen Lesern nur empfehlen. Sehr beeindruckend, man darf nur mit einen Führer gehen, alleine würde man sich im Halbdunkeln verlaufen. Es gibt mehr als 60 Katakomben (unterirdische, christliche Friedhöfe) rund um Rom, nur wenige sind öffentlich zugänglich. Die von uns besichtigte war über 300 Jahre in Betrieb und beherbergte zuletzt 8.000 Gräber auf einer Vielzahl von Ebenen, die in den weichen Tuffstein geschlagen wurden. Der Felsen ist durchzogen von unendlich vielen Stollen, Verbindungs- und Luftschächten, schon nach kurzer Zeit verliert man völlig die Orientierung – das Handy funktioniert nicht – kein Google Map!! – die Luft riecht modrig, echt gruselig. Manchmal muss man sich durch enge, halbhohe Gänge zwängen und steht plötzlich vor einem unterirdischen Mausoleum oder einer kleinen Kapelle. Klaustrophobisch (Engenangst) veranlagte Personen sollten nicht einsteigen. Da für Christen nach ihrem Tod die Körperbestattung üblich war, durften die Toten, aus Angst das Grundwasser zu vergiften, nicht innerhalb der Stadtmauern beigesetzt werden, daher lagen die Katakomben teilweise weit außerhalb der Stadtmauer. Laut unserer deutsch sprechenden Führerin haben die Katakomben nicht als Versteck vor Verfolgung gedient. In ihnen haben sich die Gläubigen getroffen und im geheimen hl Messen bei Fackellicht gefeiert, weil der Kaiser Valerian im 3. Jhdt. die Religionsausübung in der Öffentlichkeit verboten hatte. Heutzutage liegt kein einziger Knochen mehr in den Katakomben, die sind im Mittelalter als „Reliquien“ verkauft worden, um u.a. den Bau des Petersdoms zu finanzieren.
Bereits mehrfach sind wir durch das Stadtviertel zwischen Piazza Navona und Tiber geschlendert. Dort kann man in vielen kleinen Geschäften stöbern und bei den kleinen bis klitzekleinen Handwerksbetrieben durch die großen Fensterscheiben den Meistern bei der Arbeit zuschauen.
Schrauberwerkstatt neben Schmuckladen Kleines aber feines Museum
Hier gefällt es uns, es gibt zahllose kleine, ursprüngliche „Trattorias“, in die wir gern einkehren und die Römische Küche genießen. Die schmalen Sträßchen sind keineswegs verkehrsberuhigt, der schmale Gehsteig dient als Ausstellungsraum oder bietet Platz für ein oder zwei Tische des Restaurants, da muss man schon mal die Füße einziehen, wenn’s eng wird.
Pasta – handgemacht und lecker Information ist alles Genusstempel Typisch venezianische Masken Antike Wasserversorgung – noch heute in Betrieb Künstleratelier Leuchtenmacher, Glas aus Murano Schweinische Genüsse Für den Barista – die echte Pavoni Mal anders
Entsprechend fahren die Römer möglichst kleine Autos. Das Non-Plus-Ultra sind neben einer Masse von Motorrollern, die kleinen Fiat Modelle und der Klassiker und Hingucker Vespa Ape (Biene). Immer wieder stoppt der Skipper, wenn dieses Kleinod an der Straße steht, manchmal zu Werbezwecken, meist jedoch im harten Arbeitseinsatz.
Das Objekt der Begierde Rudimentäre Technik
Man kann sie auch mieten und jetzt gerät der Skipper ins Schwärmen. Das wohl wirklich letzte Abenteuer für den Mann: mit dieser „Büchse“ durch Rom. Geschlossenes Fahrerhaus, Lenker wie beim Fahrrad, 2 Takt Motor, 50 ccm Hubraum. Beim “Beschleunigen“ drücken einen 3 PS in den Sitz, Beschleunigungszeiten nach dem Kalender nicht nach der Uhr, das einzigste Fahrzeug auf der Welt? mit dem man immer Vollgas fahren kann ohne je zu schnell zu sein, beträgt doch die Höchstgeschwindigkeit auf gerader Strecke mit Rückenwind und starkem Heimweh max. 38 km/h.
Das Problem ist der Einstieg, die Fahrerkabine ist in den 50 Jahren für italienische Kleinbauern (nicht nach der zu bearbeitenden Ackerfläche, sondern nach dem Körperwuchs) konzipiert worden. Selbst wenn sich der Skipper, gelenkig wie er ist, dort hineinzwängen könnte – kein Gurt, keine Airbags, die Knautschzone ist die eigene Nase….Ein Blick zur Skipperin reicht und er weiß, er darf nicht!!!
Liebe Skipperin, wusstest Du, dass ein Mann manchmal tun muss, was ein Mann … Gönne ihm mal bei Gelegenheit den beengten Fahrspaß auf dem Erwachsenendreirad. Aber vergiss nicht, das sportliche Ein- und Aussteigen in audiovisueller Form für die Nachwelt festzuhalten.
Da kann Jule ja eigentlich froh sein, beim letzten Besuch „nur“ in einen Seeigel getreten zu sein. Also barfuß möchte ich kein Stachelschwein kennenlernen, dass stelle ich mir besonders schmerzhaft vor. Falls ihr mal so einen Stachel finden solltet, bringt ihn doch beim nächsten Mal zum Anschauen mit. Und wenn ihr nicht fündig werdet, einfach eine Angel mit ner Weintraube bestücken, ganz nach dem Motto: Weidmanns Heil bzw. Petri Heil!