Durch’s wilde Korsistan

Der Skipper hat in seiner Jugendzeit die Bücher von Karl May verschlungen, die Reise „Durch’s wilde Kurdistan“ ist ihm bei der Erkundung Korsikas gut in Erinnerung. Wir kommen kaum noch nach aufzuschreiben, was wir erleben. Die lähmende Hitze ist am Ankerplatz gut auszuhalten, dort gehen wir zum Runterkühlen einfach ins Wasser.

Nun aber der Reihe nach. Vier Tage lang haben wir am Anker verbracht. Nachdem sich die Rock’n roll-Wellen beruhigt haben, haben wir Rainman aus der Backskiste geholt und zum Leben erweckt. Seit fast zwei Jahren hat er dort still vor sich hin geschlummert, jetzt kommt der erste Einsatz. Unser Wasservorrat geht gegen Lenz und so macht zum ersten Mal Rainman (entwickelt in Australien) aus Salzwasser Süßwasser – 100 l in 1 Stunde mit 0,7 l Benzin als Treibstoff für den Motor. Wir sind begeistert und mmmh – schmeckt wie Quellwasser.

Zum Probetrinken haben wir Ewa und Anders von der Unisax eingeladen und schwuppdiwupp haben die beiden Skipper den Rainman ins Dinghi geladen und auch den Tank von Unisax gefüllt. Super Aktion! Jetzt sind wir autark und brauchen nur noch zum Verproviantieren oder zum Besichtigen in einen Hafen. Am Sonntag holen unsere Freunde uns mit ihrem Dinghi zum Landgang rund um die Ankerbucht ab.

Traumhaft schön – die Strandbesucher, die aus der Ferne wie Ochsen aussahen, entpuppen sich als Kühe mit ihren Kälbern – während es sich die „Mamas“ im Seegras gemütlich machen, toben die Kälber über den Strand. Einen Zaun gibt es nicht – ein alter Baumstamm stellt wohl eher die Barriere für die menschlichen Badegäste dar. Im Landesinneren überragt schroffes Hochgebirge das grüne „Alpenvorland“. Wir sind neugierig – das muss man sich doch auch an der Nähe anschauen können.  Die Internetrecherche macht’s möglich. Wir legen ab und machen in Bastia, im kleinen Hafen Port Toga, abseits der Fährlinien, fest. Bastia ist zwar eine schöne Hafenstadt – doch wir machen eine Reise mit der Bahn!! Vom Gare du Bastia fahren mehrmals am Tag Züge nach Ajaccio und nach Calvi. Da sind wir dabei – mit Proviant ausgestattet steigen wir in den voll klimatisierten Zug. Der hat nur drei Waggons und eine starke Lok – bis zu 15% Steigung werden im Reiseführer angekündigt – eine Traumreise.

Gemütlich im Sessel zockeln wir in die einsame Bergwelt, etliche Mitreisenden haben komplette Hochgebirgsausrüstungen dabei. Der Zug hält an kleinen Bilderbuchstationen. Nach drei Stunden steigen wir aus und landen mittendrin im Irgendwo – dank Bahnanschluss bewohnt mit Bäcker, Metzger, Bar und Restaurant.

Nach leckerer Pause gucken wir noch Berge und Täler, entdecken unsere Bahnlinie im Grün, dann geht es in drei Stunden zurück. Das wilde Korsistan – grüne Hölle, schroffe Berge, rauschendes Wildwasser und kühle Badegumpen an ruhigen Flussabschnitten – wunderschön. Die wenigen Bergbewohner leben in kleinen und kleinsten Siedlungen verstreut und abgeschieden vom Rest der  Welt. Wer nur Korsikas Küsten kennt, dem entgeht etwas. 

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