wir lassen die französischen Kanälen achteraus und sind wieder auf einem Fluss unterwegs. Ein Gefühl, als ob wir aus dem geheimen Garten wieder in die wirkliche Welt eintreten. Plötzlich ist viel Platz um uns rum, auch nach unten. Nach einigen Kilometern auf der Meuse schauen wir nur noch selten auf den Tiefenmesser: komfortable Wassertiefen von 3 – 4m.
Naja fast überall, auf den kanalisierten Abschnitten ist es nach wie vor spannend, vor den Schleusen humpelt Columbia über den einen oder anderen Sandhaufen. Wenn entgegenkommende Motorboote dann noch ’ne Welle machen, sitzen wir kurz auf Grund. Doch der weite Blick entschädigt für alles.
Die Meuse mäandert durch üppig grüne Täler und rockige Hügel. Wunderschöne Orte warten auf uns. Charleville-Mezieres, die Partnerstadt unseres Nachbarortes Dülmen hat uns sehr gefallen und ist im direkten Vergleich mit Dülmen der eindeutig schönere Partner.
Grüne Oasen am Wasser und eine quirlige Innenstadt mit Cafés und Restaurants laden zum Bleiben ein. Zusammen mit unseren Freunden lassen wir uns Sushi schmecken und schlendern bei Livemusik durch die Gassen.
Übrigens haben wir seit Pont-a-Bar einen netten Niederländer mit seinem kleinen Motorboot in unsere kleine Flotille aufgenommen. Hans hatte einige Male am gleichen Anleger wie wir festgemacht, schließlich haben wir uns bei einigen Abendessen ein wenig angefreundet. Als single-handed Boater ist er froh mit uns zusammen zu schleusen und wir haben seine helfende Hand beim Festmachen geschätzt. In der kleinen Marina Revin packt ihn sein Heimweh und er macht sich mit schnellerer Geschwindigkeit auf Richtung Heimat, Frau und Familie erwarten ihn sicher schon. Alles Gute Hans, war schön mit dir! Revin ist besonders erwähnenswert. Die schönste Anlegestelle auf Frankreichs Flüssen und Kanälen.
Die Weiterfahrt durch den Tunnel von Revin brechen wir nach 2 Stunden Herumtreiben und 5 Telefonaten mit dem „Riverman“ ab und hängen noch einen Tag mit Grillabend in der Marina an. Wie wir später erfahren, ist Schleuse und Tunnel den ganzen Tag wegen eines Defektes außer Betrieb geblieben.
Vorbei an den Spuren des Schieferabbaus- nur noch ein großer Betreib ist übrig- erreichen wir Givet. Im Flusshafen machen nur Columbia und Unisax fest, merkwürdig, wie wenig Boote unterwegs sind.
Die Zeichen stehen auf Sturm. Doch wir sind aus ganz anderem Grund aufgeregt: unser Jungmatrose Hannes hat noch mal angemustert, Jipiih – per Shuttle-Service von Mama und Schwester. Kaum sind sie an Bord, bricht das Unwetter los – wir sind froh unsere Familie wiederzusehen und machen es uns gemütlich. Leider nur ein kurzes Gastspiel, denn am Wochenende wollen sie in den Urlaub fahren. Hannes wird uns dann einige Wochen lang begleiten. Das wird gebührend gefeiert -Ewa und Anders laden zur Midsommar-Party ein, alle Jahre wieder ein Genuss. Dann geht’s endlich los. Mit Crew ist nicht nur das Schleusen deutlich entspannter – Hannes packt zu!
Wir verlassen Frankreich und machen im hübschen Dinant fest, hier ist das erste Saxophon gebaut worden.
Für unsere schwedischen Freunde, beide Saxophonspieler, ist dieser Besuch ein Muss. Oma und Enkel besteigen auf 400+ Stufen (Oma mit der Seilbahn!) den Berg um die Burganlage zu besichtigen und weit zu gucken. Nächster Stopp Namur kennen wir nur als Zwischenziel auf der Autobahn Richtung Atlantik- wir bummeln durch die gemütliche Innenstadt und lassen es uns im Mykonos schmecken, die feine französische Küche mit Austern, Schnecken, Froschschenkel können wir unserem Enkel nicht schmackhaft machen! Die Fahrt auf der belgischen Maas ist sehr abwechslungsreich, wir bestaunen die belgische Architektur – verspielt und niedlich, nach der Devise: lieber noch ein Türmchen mehr als der Nachbar.
Kleiner Aufreger zwischendurch als in der Schleuse vor einem Unfall auf der Strecke gewarnt wird – Frachter sinkt am Kai, Bergungskräfte sind an der Arbeit.
Von Liege (Lüttich) erwarten wir nicht viel, die Eindrücke mit dem Auto waren mies, die ehemalige Bergbaustadt haben wir als dreckig und ärmlich in Erinnerung. Die Passage von endlosen alten und neuen Fabrikanlagen bekräftigt dies erstmal – es wird viel und laut gearbeitet. Die Innenstadt jedoch ist eine Überraschung, mit moderner Architektur- der Bahnhof ist von Calatrava, dem Macher der Valencia-Bauwerke- wird das düstere Image aufpoliert – zumindest in der ersten Reihe.
Doch bevor wir Belgien wieder verlassen, gelüstet es Ewa nach „Moules Frites“, ein Szenelokal (entpuppt sich vor Ort als beliebte Fritten-Schmiede) soll es bringen. Dann die Enttäuschung – heute nicht auf der Karte: man empfiehlt Frites (ein Muss in Belgien) und Steak Amerikana klingt erst mal gut. Ein Sprachmissverständnis wie sich herausstellt, es wird so eine Art Tartar, also rohes Hackfleisch mit ? verfeinert serviert – große Augen – leichter Kotzreiz. Wir essen die Fritten und lassen die „Steaks“ einpacken. An Bord gibts zum Ausgleich deutsche Grillwurst. Haken wir ab unter erlebt. Tut uns leid, Liege – kommst nicht auf unsere Liste „da wollen wir noch mal hin“.
Auf nach Maastricht in den Niederlanden – lecker Gouda, „Weichbrot“ und Mega-Eisbecher, wir fühlen uns der deutschen Heimat schon ganz schön nah!
Das gute Wetter macht Pause und wir auch: ausschlafen, Waschtag, einkaufen. Dann verlassen wir die Maas und biegen ab in den Zuid-Wilhelmskanal.
Jetzt geht’s stramm Richtung Nord – noch zwei Etappen zurück durch Belgien – der nicht so kleine Ort Weert hat es uns angetan. In der Mini-Marina wettern wir Tief „Poly“ ab und sind froh über den sicheren Hafenplatz.
Dazwischen Bordalltag: wieder mal Zeit für Öl- und Filterwechsel, alle 100 Motorstunden braucht der Motor was Frisches. Als wir am nächsten Tag die Leinen loswerfen, ahnen wir noch nicht, dass wir heute 9 Schleusen und 2 Hub-Brücken vor dem Bug haben. Dank Hannes alles halb so wild. Nun sind wir endgültig in den Niederlanden unterwegs und kurz mal zurück auf der Maas.
Heusden heißt der Ort und die Marina liegt in einem ruhigen Seitenbecken – wunderschön! Ein sehenswertes Städtchen mit typisch holländischen Ziegelsteinhäuschen und zum Abschied ein lecker Pannekoeken! Da fahren wir noch mal hin – der Womo-Stellplatz ist schon auf der Liste!