Geimpft!

Das ist dieses Mal unsere Top-Neuigkeit. Und das kam so: Nach vielen Negativmeldungen über den Impfstoff AstraZeneca mit wenigen (wenn auch tragischen) Todesfällen im Vergleich zu Millionen erfolgreich geimpften Menschen, hat auch die Regierung in Italien empfohlen, nur noch Personen über 60 damit zu impfen. Also sinkt die Impfrate erheblich ab, denn auf Sizilien kommen die Lieferungen der anderen Impfstoffe nur schleppend an. Wie in Deutschland müssen die Impftermine vorgebucht werden, online oder per Telefon. Dabei müssen immer zwei (Pflicht) Daten-Felder ausgefüllt werden, um zum Kern der Anmeldung zu gelangen, der Codiale Fiskale (Steuernummer) und die Mitglieds-Nummer der italienischen Krankenkasse. Für uns als Ausländer war hier Schluss, immerhin haben wir die Fragebögen ausgedruckt, die man zum Termin mitbringen muss und diese sorgfältig ausgefüllt. Der Google Translator ist da echt hilfreich. Wir sind optimistisch geblieben. „Immer, wenn du denkst, da geht nix mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her!“ Um wieder Schwung in die Impfkampagne zu bringen, hat der Gouverneur von Sizilien am letzten Wochenende eine Aktion ins Leben gerufen: Impfung mit AstraZeneca für ALLE Impfwilligen im Alter zwischen 60 und 79, Freitag bis Sonntag von 8 – 20 Uhr in allen Impfzentren OHNE Voranmeldung – also extra für uns. Im Marina-Büro haben wir uns nochmal erkundigt, ab das Gesundheitsamt in Agrigento inzwischen die Impfung für Ausländer erlaubt – die Antwort : Nein, leider nicht. Also lassen wir es auf einen Versuch ankommen. Mit den Formularen in der Tasche machen wir uns auf den Weg. Mittlerweile können wir die Italiener auch ganz gut einschätzen. Denen ist nämlich ihre Mittagspause heilig, mehr noch als den Spaniern ihre Siesta. Daher stehen wir um 13 Uhr vor dem Krankenhaus in Licata, in dem sich das Impfzentrum befinden soll. Wo müssen wir uns anstellen? Kein Hinweisschild – keine Warteschlange. Eine Rettungssanitäterin im Eingangsbereich misst erst mal die Temperatur und weist uns den Weg in den 5. Stock. Die Gänge sind geisterhaft leer, nicht mal der typische Krankenhausgeruch ist zu riechen. Oben angekommen das gleiche Bild: gähnende Leere, ein kleines handgemaltes Schild – Vaccinazione – zeigt die Richtung. In einem großen Durchgangsraum sitzt ein Mitarbeiter mit Maske an einem Tisch mit Bergen von Formularen.

Hier sind wir richtig – er inspiziert wohlwollend unsere Schreibarbeiten und dirigiert uns beide zusammen 5 Minuten später zum Ärzteteam. Die Ärztin fragt nach dem Befinden und der Gesundheitssituation und ob wir denn mit AstraZeneca geimpft werden wollen. Ja, alles OK, wir wollen – nacheinander werden wir geimpft. Wir werden gebeten noch 15 Minuten im Ruheraum zu warten, für Notfälle steht auch EIN Stuhl darin. Nebenwirkungen: wir machen Luftsprünge und sind einfach nur happy !!

Da wir keine italienische Steuernummer haben, kann uns leider kein QR-Code als Impfbestätigung ausgedruckt werden. Wir werden gebeten morgen wiederzukommen, denn man wolle dieses Problem einem IT-Techniker schildern, der möglicherweise Rat weiß. Rat wusste jedoch ein Skipper hier auf dem Steg, denn so einen Code kann man mit einem im Internet aufrufbaren Generator selbst generieren. Es entsteht eine Buchstaben-Zahlen Kolonne aus den Buchstaben des Namens und dem Geburtsdatum… Somit ist es am nächsten Tag einfach die Impfbestätigung abzuholen, gleichzeitig ist das Datum mit der Uhrzeit für die Zweitimpfung (4. Juli) aufgedruckt. Erlaubt seien uns ein paar Worte zum Prozedere. Die Umstände, unter denen Pfleger, Angestellte und Ärzte hier arbeiten müssen, nötigen uns den allergrößten Respekt ab. EIN Computer steht für die Datenerfassung zur Verfügung, ansonsten werden händisch mit Kugelschreiber die Papierberge ausgefüllt. Keinerlei Comfort im Impfzentrum. – der leergeräumte 5 Stock des Krankenhauses ist zuletzt vor Jahrzehnten renoviert worden. Die behandelnden Ärzte/Ärztinnen tragen die äußeren Umstände mit Fassung, sind sehr nett und kompetent, die Impfung war nicht zu spüren. Viele andere Segler, auch unsere Freunde Ewa und Anders sind ebenfalls geimpft worden. Einigen wenigen ist die Impfung mit AstraZeneca auf Grund bestimmter Vorerkrankungen verweigert worden mit der Empfehlung sich bei einem Facharzt vorzustellen, der sie gegebenenfalls impfen werde. Als sich der Skipper nach der Impfung bei den Ärztinnen bedankt, sind beide sichtlich gerührt, das passiert ihnen wohl auch nicht oft.  Passend zu Ostern liegt unser Schiff wieder an der alten Stelle.

Wir sind mit dem Arbeitsergebnis sehr zufrieden. Den Auftrag haben wir an Elia di Prima von der Firma Boatservice Licata vergeben. Die Firma besteht aus Elia, der sehr gut deutsch spricht, und zeitweise einem weiteren Mitarbeiter. Die Farbschaden an Columbias Stb-Seite ist nicht mehr zu sehen. Nach entsprechender Vorarbeit wie Spachteln und Schleifen, reichte unsere Restfarbe für den Farbauftrag mittels Spritzpistole.

Bei der Reparatur mussten 2 Buchstaben des Schriftzuges Columbia entfernt werden. Der Namenszug ist mit Folie auf den Untergrund aufgebracht. Der Schriftzug sollte nach der Reparatur natürlich wieder komplett hergestellt werden. Kein Problem, Elia kennt einen, der einen kennt, dessen Kumpel solche Schriftfolien herstellt und falls nicht, dann kennt der wiederum einen, der einen kennt… Typisch italienisch, zaubern und improvisieren können die Italiener, Hut ab. Nun sollte wieder zwei Jahre Ruhe sein, bis wieder ein Werftaufenthalt ansteht. Wir haben einige Fotos aufgenommen, denn die reale Arbeitswelt hier unterscheidet sich doch sehr von den gewohnten Standards. In einer Werft gibt es ja immer viel zu gucken. Bootsbaustellen in allen Variationen, da wird Rost geklopft, geschweißt, geschmirgelt, gemalt.

Wir bestaunen einen Arbeiter,  der in einer Art Käfig unter einem Portalkran hängt und einen stehenden Mast in 20m Höhe lackiert. Wenn der Mast gelegt würde, wäre die Arbeit einfacher und auch sicherer, es wäre jedoch auch mehr Aufwand. Ein sicherer Arbeitsplatz sieht jedenfalls anders aus. Staubmasken beim Schleifen werden nicht getragen, denn dann kann der Aktivist beim Schleifen ja nicht rauchen. Turnschuhe und FlipFlops ersetzen Sicherheitsschuhe usw. Der Arbeitsschutz steckt hier vielfach noch in den „Kinderschuhen“.

Trotzdem wird mit den Booten sehr sorgfältig umgegangen, die Gerüste auf denen die Schiffe an Land stehen sind solide und werden mit Sorgfalt platziert. Auch das Ein- und Auskranen geht professionell vonstatten. Das Arbeitsgelände ist komplett geteert und wird zügig gereinigt, das ganze Areal ist eingezäunt.

Auch in der Marina ist allgemeine Betriebsamkeit ausgebrochen, da wird repariert, geputzt, optimiert – der Müllcontainer quillt schier über mit Kartons eines namhaften Bootszubehörhandels in Bremen. Wir haben sogar eine Putzstation unter Wasser entdeckt. Direkt vor unserem Bug parken große Fische ein und warten fast regungslos auf den Reinigungsservice einer kleinen Putzertruppe, die im Riffgarten am Steg wohnt.

Unsere Zeit hier in Licata neigt sich dem Ende zu. Unser Vertrag endet im April, da Sizilien in der Zone Orange ist, sind Reisen zurzeit noch nicht erlaubt. Es sei denn, man will/muss das Land verlassen. Einige Yachten aus nicht EU-Ländern, auch Briten sind nach Tunesien gesegelt, um der erneuten Mehrwehrsteuerzahlung vorzubeugen und weil die Aufenthaltserlaubnis der Crew abgelaufen ist. Diese Sorge haben wir zum Glück nicht. Doch die Länder, die als Ziel für uns in Frage kommen, haben ihre Grenzen für Touristen noch nicht geöffnet oder mit Test- und Quarantäneauflagen eingeschränkt. So haben wir unseren Kontrakt mit unserer Marina erstmal für den Mai verlängert. 

One Comment

  1. Hallo ihr Glücklichen,

    Eva hat es mittlerweile auch geschafft, wenngleich mit BioNTech wegen ihrer Vorerkrankung. Ich war leider zu jung und darf noch ein wenig impfneidisch sein.

    Liebe Grüße von der Ostseite

    Frank und Eva

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