Roadtrip

Endlich ist die Corona-Ampel auch auf Sizilien auf gelb gesprungen, das heißt u.a.: Wir dürfen reisen!!!  Wir wohnen nun schon Monate in Licata aber so richtig viel gesehen haben wir von Sizilien noch nicht. Das wird sich nun ändern und wir alle sind voller Vorfreude. Zusammen mit Ewa und Anders durchforsten wir die Internetseiten  der Mietwagenanbieter, vergleichen Preise, Airbnb, GoogleMap…Die kleine Reisetasche  ist schnell gepackt, dann ab in den Bus nach Catania-Flughafen, den Mietasthma (Opel Astra) abgeholt und das Abenteuer beginnt.

Sizilien erwacht langsam aus dem Dornröschen-/ähm/ Corona-Schlaf. Lediglich die Landwirtschaft arbeitet bereits seit Mitte Mai mit Vollgas um die Getreideernte!! einzubringen.

Die Anbieter von Fewos sind happy wieder Mieter zu haben, noch sind wir eine seltene Spezies und genießen die freie Hauswahl. Wir planen eine Rundreise und der erste Höhepunkt soll ein Besuch auf dem Ätna sein.

Die erste Übernachtung machen wir in Nicolosi, einem kleinen Dorf am Hang des Bergs. Von hier führen Wanderwege den Ätna hinauf, es werden Jeepsafaris oder Touren mit dem Mountainbike angeboten. In der „Villa piccolo Paradiso“ heizt Anders zum Abendessen den Außengrill an um uns auf die Gluthölle des Vulkans einzustimmen. Nachts im Bett hört man den schlafenden Riesen im Untergrund grollen und rumoren. Rund um das Haus liegt überall schwarze Glas-Asche vom letzten Ausbruch. Antonio, der Vermieter versorgt uns mit interessanten Infos zum Ätna-Besuch, wie Bekleidung, Temperaturen in bestimmten Höhenlagen und warnt eindringlich vor hoher UV Strahlung. Sonnenbrille und 50er Sonnenschutz sind Pflicht, zur Kopfbedeckung wird geraten. Den ganzen Winter über haben wir den Ätna aus der Ferne bewundert und nun wollen wir endlich hinauf. Der südöstliche Nebenkrater ist mehr oder weniger aktiv, so dass diese Region gesperrt ist, ansonsten ist der Zutritt erlaubt. Schon die Fahrt mit dem Auto auf der Serpentinenstraße ist beeindruckend und erinnert etwas an die alte Großglockner Hochalpenstraße.

Der Straßenrand ist gesäumt von zusammengeschobenen Aschehaufen – wir fahren quasi auf Rollsplitt – die Landschaft ist saftig grün. Doch je höher wir kommen, desto mehr überwiegt die Farbe schwarz und der Grünanteil wird schnell spärlicher. Die Strecke führt durch Jahrzehnte alte Lavafelder, schroff und abweisend. Die Fahrbahn ähnelt einer Reifenteststrecke, bei jedem Ausbruch mit den damit verbundenen Erdstößen wird die Fahrbahnoberfläche stark angegriffen und kann nur schwer instand gehalten werden. Sie ist von Rissen durchzogen, auf manchen Streckenabschnitten reiht sich ein Schlagloch an das andere. Nicht zu vergessen: im Winter herrscht Dauerfrost mit Eis und Schnee.

Das Lavafeld, welches wir durchfahren ist ca. 20 Jahre alt und erst jetzt zeigt sich, dass die Natur wieder Fuß fasst, es wachsen Blumen und Flechten. Bis hier alles wieder grün ist, wird es dauern; dann jedoch wird die Natur explodieren. Wir haben noch nie einen Wald gesehen, in dem die Bäume so kräftig und gesund wirkten wie hier. Die Lavaasche ist, wenn sie sich abgekühlt hat, ein ganz vorzüglicher Dünger. Oberhalb der Baumgrenze sind die Aussichten unwirklich, so müssen sich die Astronauten auf dem Mond gefühlt haben. Wir fahren bis zu einem großen Parkplatz direkt an die Wolkengrenze, hier startet die Seilbahn, mit der man noch 600 m höher fahren kann.

Gerade jetzt steckt der oberste Gipfel in den Wolken, so macht die Auffahrt keinen Sinn. Doch auch von hier ist die Aussicht einfach grandios. Immerhin können wir den Crater Silvestri besteigen und entdecken immer neue Details in der überwältigenden Landschaft ringsum.

Unsere zweite Übernachtung machen wir in Francavilla di Sicilia, einem Dorf am Rande des Bioparks Gole Alcantara. Hier mäandert der Fluss Alcantara und gräbt sich seinen Weg durch das Vulkangestein. Ein Paradies für Naturliebhaber, Amphibien, Frösche und Vögel. An einigen Stellen, wo das Gestein weniger hart ist, haben sich tiefe Einschnitte ähnlich einer Klamm in den Alpen gebildet.

Der Wanderweg ist so angelegt, dass immer wieder tolle neue Aussichtspunkte Lust auf mehr machen. Einige wenige mutige Besucher nehmen an kleinen Staustufen schon ein erstes kühles Bad. Im Sommer wird es in diesen Schluchten vermutlich unerträglich heiß, das Badeabenteuer im kühlen Nass ist an einigen Flussabschnitten mit Parkplätzen, Imbissbuden und Lift bis zum Badeplatz durchorganisiert. Nun Ende Mai kann man die Wanderung noch genießen, fürs Baden ist es uns zu kalt. So viel fast unberührte Natur zu erleben ist überaus angenehm und mutmachend für den Rest Siziliens, wo einige Menschen an vielen Stellen rücksichts- und respektlos mit ihrem wunderschönen Land umgehen. Genug für heute, freut euch auf den zweiten Teil des Reiseberichts mit tollen Fotos aus Taormina und Syrakus.

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