Bei unserer Segelreise entlang der Südküste Spaniens hatten wir von Marbella bis Cartagena immer die hohen, teils schneebedeckten Berge der Sierra Nevada im Hintergrund. Reiseführer berichten von über 3000 m hoch gelegenen Landstraßen, das verspricht großartigen Fahrspaß und Natur pur. Die Route führt durch mehrere Nationalparks und wo hohe Berge sind, gibts Kurven satt, meint der Skipper, da müssen wir hin, bevor der Schnee alles zudeckt. So außerhalb jeder Reisesaison ist ein Wohnmobil in Valencia für 10 Tage schnell und erschwinglich gebucht – McRent macht’s möglich.
Die Skipperin hat die Reise im Vorfeld sorgfältig geplant und nur Straßen ausgesucht, die nicht die schnellsten, sondern im Reiseführer als die landschaftlich reizvollsten genannten worden sind, die uns von Valencia bis nach Gibraltar und zurück bringen werden. So starten wir, dank Tief „Carlos“ nach einem stürmischen Wochenende mit Starkregen, voller Vorfreude in das Abenteuer. Schon der erste Tag kann kaum noch getoppt werden. Nachdem haben wir Valencia in Richtung Albacete verlassen haben, nimmt der Verkehr stark ab. Die Region gehört zu Kastilien La Mancha, genau genommen sind wir noch nicht in Andalusien.
Wir fahren durch Weinbaugebiete, Mandelbaumplantagen und dichte, satt grüne Pinienwälder. Fast durchweg wird vor Wildwechsel gewarnt. Die Straßendörfer machen einen traurigen Eindruck, jedes zweite Haus steht leer. Teilweise sind die Schilder „se vende“ auch schon heruntergefallen und es wundert uns, was da zum Verkauf angeboten wird, denn die Kauf-Objekte sind schon teilweise eingestürzt. Nach einer 100 km fein ausgebauten Strecke biegen wir ab und der Spaß beginnt. Als absoluter Geheimtipp gilt die Straße entlang des Rio Jucar von Alcala del Jucar nach Alcozarejos, doch die Beschreibungen haben durchweg untertrieben.
(Der Rio Jucar ist insgesamt ca. 500 km lang.) Wir starten im Ort Alcala del Jucar. Hier bildet der Fluss tiefe und enge Canyons mit steil aufragenden Felswänden. Der Anblick des 700 Einwohner zählenden Ortes Alcalá del Júcar ist besonders spektakulär. Die weiß gekalkten Häuser ziehen sich stufenförmig angeordnet an den Wänden der Júcar-Schlucht hinauf, gekrönt von einer Burg arabischen Ursprungs.
Die „Landstraße“ B 5 hat Kurven ohne Ende, selten Verkehrszeichen, wenige Markierungen oder Beleuchtungen, keine Blitzanlagen und keine Polizei, auch keinerlei Bewohner, wir sind total allein unterwegs. Die Nachhut von Carlos lässt noch mal die Muskeln spielen – es schüttet – macht nix – wir stecken schon mittendrin und kriegen vor Staunen den Mund nicht zu. An einigen Abschnitten ist die Straße überflutet, auch hat die Teerdecke, die geschätzt kurz vor dem 30jährigen Krieg aufgebracht worden ist, stark gelitten. Dies alles tut dem Spaß am Fahren keinen Abbruch. Nur ab und an raucht ein Schornstein, beruhigend, also halten sich hier tatsächlich noch Menschen auf. Zum ersten Mal seit langer Zeit haben wir streckenweise keinen Handyempfang und nach sage und schreibe 45 Minuten Fahrt kommt uns doch tatsächlich mal ein anderes Auto entgegen. Die Straße schlängelt sich am Flussbett entlang und ist gesäumt durch hohe Kreide-, Kalkberge und überhängende Gesteinsformationen. Eine seltene Warnung „Durchfahrtshöhe 3m“ lässt den Skipper zusammenzucken, hat unser WoMo doch eine Höhe von 3,30 m. Puh, das war knapp – die Skipperin ist kurz ausgestiegen und gibt Entwarnung. Nicht auszudenken, wie wir rückwärts bis zur nächsten Wendemöglichkeit hätten eiern müssen. Manchmal ist die Straße auch einfach durch einen solchen Berg hindurch gefräst worden, da muss man dann auch noch auf die Breite achten!?!
Die Errosion hat spektakuläre Felsformationen entstehen lassen. Schon in prähistorischer Zeit haben die Menschen ihre Wohnungen und Häuser in den Berg gegraben, die eine gute Isolierung für ein angenehmes Wohnklima haben. Inzwischen sind die meisten Höhlen der heutigen Zeit angepasst und mit mehr Komfort ausgestattet. In dieser Fülle haben wir das noch nie zuvor gesehen. Wovon die Leute hier leben und was sie arbeiten, wissen wir nicht. An einigen Stellen wird die Straße als Historica Ruta bezeichnet. Außer einem bißchen Tourismus und Wassersport ist hier sonst nichts. Doch für den ambitionierten Autofahrer ist es die Erfüllung: dein Auto und Du, sonst nichts. Der Skipper gerät ins Schwärmen – diese Straße, gebe Gott, dass sie auch weiterhin von der sogenannten Zivilisation und der Straßenbauverwaltung vergessen bleibt. Dazu schönes Wetter, ein Cabrio mit Dampf unter der Haube oder besser noch ein Motorrad und eine solche Fahrt wäre schlichtweg der perfekte Tag. Obwohl mit dem Krad wird es schwierig, bei diesem Dauergrinsen im Gesicht, passt kein Helm. Da nölt der Skipper doch wirklich, dass er sich mit dieser untermotorisierten, fahrbaren Frittenbude durch die Kehren quälen muss – aber Spaß hat er trotzdem. Wir beide haben solcherart Straßen noch nie befahren. Als wir unser Womo in Chinchilla abgestellt haben, hört „just in time“ der Regen auf und es zeigt sich ein wunderschöner Regenbogen, na, wenn das kein gutes Zeichen ist.
Mutig, mutig …..alleine !
auf abenteuerlichen Straßen !
So erlebt man das ursprüngliche Spanien,
weiter viel Freude…..