Schreck in der Abendstunde, aber der Reihe nach. Der Bugstrahler verweigert hartnäckig die Arbeitsaufnahme, obwohl wir keine offensichtlichen Fehler im Stromkreislauf gefunden haben. Wir haben uns methodisch von achtern bis unter die Vorschiffskoje vorgearbeitet. Zunächst mal hat uns die rote Kontrollleuchte, die die Funktion der Ankerwinde anzeigt, genarrt. Bis wir drauf gekommen sind, dass der Hauptschalter defekt ist und nur mit Nach“Druck“ funktioniert. Von jetzt an wird’s interessant, die blaue Kontrollleuchte, die die Funktion des Bugstrahlers anzeigt, leuchtet nur ab und zu, hier haben wir schließlich einen Wackelkontakt in der Sicherungshalterung hinter dem Motorpaneel als Ursache ausmachen können. Na also, alles bestens?!! Alle Anzeigen im grünen Bereich, alle Kontrollleuchten signalisieren „alles easy“, aber nichts passiert. Also dehnen wir die Fehlersuche ins Vorschiff aus, bis dorthin lässt sich der Strom verfolgen. Die Vorschiffskoje haben wir demontiert, da die komplexe Technik darunter eingebaut ist. So hat man wenigstens etwas Platz. Trotzdem ist es schwierig zu zweit dort auf engstem Raum zu hantieren.
Man kann nur einatmen, wenn der Partner gerade ausatmet, zum Arbeiten kein Zustand. Zu einigen Anschlüssen halten wir auch respektvollen Abstand, denn es ist richtig „Feuer“ in den Leitungen, beim 1000 Watt Ankermotor immerhin 83 Ampere, deshalb sind die meisten Kabel auch mehr als daumendick. Wir können trotz aller Sorgfalt den Fehler nicht finden. Nach dem Reinigen diverser Anschlüsse geht die Skipperin zur Dokumentation mit der Kamera in Stellung, achtern schaltet der Skipper ein letztes Mal „Strom ein“ und plötzlich ist richtig Leben in der Bude. Eine der beiden parallel geschalteten Batterien explodiert.
Beide Seitenteile werden rausgesprengt, da die Batterie mit einem Spanngurt befestigt ist (damit sie bei Seegang nicht herumhüpft) ist sie ansonsten an ihrem Platz geblieben. Doch ihr Inhalt – verdünnte Schwefelsäure und verkohlte Plastikteile haben sich durch die Knallgasexplosion gefährlich selbständig gemacht. Der ordentliche Bums zerrt schon mächtig an den Ohren. Die aufsteigende Qualmwolke hat zum Glück keine weiteren Folgen, die Luke direkt darüber steht offen. Wir sind echt geschockt und anschließend gut beschäftigt, Kohle-und Säurereste und vor allem die matschige Batterie herauszuschaffen.
Und jetzt? Ist noch mehr kaputt gegangen? Heute wissen wir, dass die Batterie vermutlich einen Kurzschluss hatte, obwohl bei Messungen immer 12 Volt angezeigt worden sind. Erst unter Last ist die Spannung dann zusammengebrochen und es ist zur Explosion gekommen. Kurz um, neue Batterien gekauft, eingebaut und alles tut’s, als sei nichts gewesen. Die Anschlüsse hat —und nun liebe Leser merket auf— mangels Platz die Skipperin ab- und angeschraubt. Der Skipper hat in diesem historischen Moment Tränen in den Augen, die Skipperin und Technik!!! hier kommen zwei Welten zusammen, als hätten sie nur aufeinander gewartet. Der Skipper, heimlicher Auto- und Mopedschrauber und daher vertraut mit den Tücken der 12 Volt Gleichstromtechnik ist sprachlos vor Stolz.
😳Dass eine Batterie so viel Druck erzeugen kann – Wahnsinn!! So etwas hätte einer GFK Yacht nicht gut getan, gut dass die Columbia so massiv gebaut ist! Vielleicht sollten diese Batterien aber trotzdem nicht unter den Schlafkojen liegen! 🤔 Und nach euren ganzen Strom Erlebnissen könnt ihr euch ja praktisch zur Prüfung anmelden. Da hängt ihr die Azubis aber locker ab! Hut 🎩 ab!
Ich bin überrascht, wie viele Verschleißteile mal eben ihren Geist aufgeben.
Drücke die Daumen, dass jetzt erst mal Schluss mit den Reparaturen ist – ab jetzt ist wieder Urlaubszeit!!